Grundig-Mitarbeiter kämpfen um Arbeitsplätze

Um das Sanierungskonzept für den Elektronik-Konzern Grundig gibt es heftige Auseinandersetzungen.

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In Nürnberg demonstrierten am heutigen Donnerstag 500 Mitarbeiter der Grundig AG für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Anlass war eine erneute Sitzung des Grundig-Aufsichtsrats, um über das Umstrukturierungskonzept der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultans zu beraten.

In dem Gutachten hatte Roland Berger vorgeschlagen, das Büroelektronik-Werk in Bayreuth bis zum Ende des Jahres zu schließen und die Produktion von Fernsehern von Nürnberg-Langwasser nach Wien zu verlagern. Nach Firmenangaben sind in Bayreuth 360 Mitarbeiter beschäftigt, in Langwasser montieren 300 Fachkräfte Fernseher. Der Betriebsrat geht sogar von 900 betroffenen Stellen aus.

Da dem Mehrheitsaktionär und neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Anton Kathrein der Ertrag und die Umsatzrendite zu gering waren, beauftragte der Aufsichtsrat Roland Berger damit, ein Umstrukturierungskonzept zu erarbeiten. Das Anfang der Woche veröffentlichte Gutachten schlägt den Verkauf oder das Outsourcing der Bereiche Büro- und Hotelkommunikation, Messtechnik und New Business vor. Ebenso soll der erst kürzlich gestartete Internet-Dienst Events Today wieder verkauft werden.

Am Internet-TV will Grundig jedoch wohl vorerst festhalten. So gab der Elektronikkonzern am heutigen Donnerstag die Kooperation mit Netgem bekannt. Die französische Firma soll die Software für Grundigs Settop-Boxen liefern.

In den Bereichen Fernseh- und Hifi-Technik sollte sich der Konzern auf wenige hochwertige Produkte beschränken und die Eigenfertigung stark reduzieren, empfiehlt die Unternehmensberatung. Da der "Hochlohnstandort" Deutschland nach Meinung von Roland Berger nicht mehr konkurrenzfähig sei, sollten Fernsehgeräte nur noch in Wien produziert werden. Durch die Umstrukturierung würden im laufenden Geschäftsjahr bei einem angepeilten Umsatz von lediglich 2,7 Milliarden Mark zwar herbe Verluste von geschätzten 80 Millionen Mark entstehen, aber schon im nächsten Jahr könnte Grundig wieder leichte Gewinne erwirtschaften.

Am vergangenen Montag hatten die Verhandlungen von Kathrein, der 74 Prozent der Grundig-Aktien besitzt, mit den Banken nicht zum Erfolg geführt. Die Banken machten die Zustimmung aller Beteiligten zur Voraussetzung für eine Verlängerung der Kredite. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Dieter Appelt, stellte gegenüber dpa klar, dass die Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat dem Roland-Berger-Konzept nicht zustimmen werde. Er verlangte den vollständigen Erhalt der Standorte in Bayreuth und Nürnberg-Langwasser.

Grundig unterhält in Deutschland drei Produktionsstandorte in Nürnberg, Bayreuth und Crossen. Ende 2000 beschäftigte das Unternehmen knapp 6.000 Mitarbeiter, die Hälfte davon in Deutschland. Trotz des geplanten massiven Stellenabbaus, wirbt Grundig auf seiner Webseite immer noch mit neuen attraktiven Jobs: "Um den künftigen Erwartungen und Veränderungen des Marktes gerecht zu werden, stellen wir hohe Anforderungen an die Fähigkeiten, Leistungsbereitschaft, Kreativität und Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Gegenzug bieten wir modern ausgestattete Arbeitsplätze, zeitgemäße Arbeitszeitregelungen und eine attraktive Dotierung", heißt es bei den Stellenangeboten von Grundig. (hag)