Zurück ans Zeichenbrett

Ein Tablet aus Frankreich soll traditionelles Zeichnen mit Digitaltechnik verbinden.

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Zurück ans Zeichenbrett
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Zickert

Zickert ist Grafik-Designer in der TR-Redaktion und zeichnet auch als Hobby mit einem Bleistift.

Für professionelle Illustrationen benutze ich üblicherweise ein 27-Zoll-Grafiktablet von Wacom. Möchte ich nur ein paar Skizzen machen, nehme ich ein iPad Pro mit Stift. Beides funktioniert ausgezeichnet. Kann ein neues Konzept da noch Verbesserungen bringen?

Das französische Start-up ISKN hat mit dem Slate 2+ ein Tablet herausgebracht, auf dem man mit normalen Stiften auf normalem Papier zeichnen kann. Der Stift wird nicht – wie bei einem klassischen Grafiktablet – über eine druckempfindliche Oberfläche erfasst, sondern über einen Magnetring. Er lässt sich über einen handelsüblichen Bleistift oder jedes andere Schreibgerät ähnlichen Durchmessers stülpen. Zusätzlich gibt es noch einen mitgelieferten Kugelschreiber mit eingebautem Magneten.

Dass dies nicht die praktischste aller Lösungen ist, merke ich schon bei der Einrichtung. Immer wieder bekomme ich die Fehlermeldung, wonach irgendein magnetischer Gegenstand die Erkennung des Stifts behindert. Es dauert ewig, bis ich die Ursache entdecke: der Magnetverschluss der iPad-Hülle auf dem Schreibtisch.

Das Slate hat kein eigenes Display, sondern überträgt die Zeichnungen via Bluetooth an die dazugehörige Software auf einem Rechner. Zur Not lässt sich das Gerät auch offline nutzen, dann speichert es die Daten lokal. Allerdings sehe ich mit dieser Variante nicht, was die Software aus meinen Skizzen macht. Und das unterscheidet sich mitunter erheblich von dem, was auf dem Papier zu sehen ist.

Ein Problem: Der Stift trennt nicht sauber, wenn ich ihn vom Papier abhebe. Mitunter erfasst das Tablet auch noch Bewegungen wenige Millimeter über dem Papier. Eine schraffierte Skizze sieht dann schon mal ziemlich vollgekritzelt aus. Noch gravierender aber ist die fehlende Druckempfindlichkeit. Bei realen Bleistiften ändert sich der Strich, wenn ich fester drücke. Das Tablet bekommt davon nichts mit. Einigermaßen befriedigende Ergebnisse erreicht man deshalb nur mit dem beigefügten Kugelschreiber – bei ihm ist der Strich ohnehin unabhängig davon, wie fest ich drücke.

Die Ergebnisse kann ich als JPG oder als SVG-Vektorgrafik exportieren und nachbearbeiten, aber das ist mühselig. Striche erscheinen im SVG-Format nicht als Vektoren, sondern als zweidimensionale Formen, was die Bearbeitung deutlich umständlicher macht.

Für ambitioniertes Zeichnen ist das Slate also eher nichts. Und die besondere Haptik von Papier ist auch kein Argument: Für das Wacom-Tablet gibt es Folien, über die der Stift fast so wie über echtes Papier gleitet. Wozu also soll das Slate gut sein?

Was ich mir als Anwendung vorstellen könnte: Besprechungen mit kurzen Skizzen dokumentieren und die Ergebnisse allen Beteiligten schnell zu Verfügung stellen. Dafür wäre es allerdings schön, wenn die Software auch eine Handschriftenerkennung eingebaut hätte, damit man die digitalisierten Skizzen später etwa durch eine Volltextsuche wiederfinden kann.

Ein ganz lustiges Feature ist auch die Option, die Entstehung einer Zeichnung als Film zu animieren. Mehr als eine Spielerei ist das aber auch nicht. So sammelt das Slate wirkliche Pluspunkte eigentlich nur beim Preis: Professionelle Grafiktablets kosten über 2000 Euro, das iPad immer noch um die 1000 Euro. Das Slate hingegen ist schon für schlanke 179 Euros zu haben. Allerdings kann man das iPad auch für andere Sachen nutzen und das Slate nur zum Zeichnen.

Produkt: Slate 2+
Hersteller: ISKN
Preis: 179 Euro

(bsc)