Fahrrad-Leihdienste im Test: Schrott und Komfort stehen nah beieinander
In Berlin und anderen deutschen Großstädten bieten acht Bikesharing-Anbieter Leihräder an. Sieben davon hat c't getestet und große Unterschiede in puncto Kosten, Qualität, Komfort und App-Bedienung festgestellt - und eine besonders negative Überraschung in den AGBs gefunden.
- Achim Barczok
Der Leihrad-Boom in Deutschland mag Touristen freuen, in Städten wie Berlin sind viele aber inzwischen genervt von vollgestellten Gehwegen und Billigradflotten im Stadtbild. c't hat sieben Dienste aus Deutschland, Dänemark, China und Singapur getestet, die alle in Berlin und in unterschiedlichen Konstellationen auch in Frankfurt, München und anderen Städten aktiv sind.
Außer der Qualität prüfte c't auch die Geschäftsmodelle der Anbieter. Bei Preisen ab 50 Cent für eine halbe Stunde stellt sich die Frage: Subventionieren die Hersteller ihre Fahrräder, um gegenüber der wachsenden Konkurrenz auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen? Oder setzen sie eigentlich auf ganz andere Geschäftsmodelle? Tatsächlich erzielt etwa Nextbike auch mit Werbung auf den Fahrrädern Einnahmen. In den AGBs von Obike dagegen stimmt der Nutzer zu, dass der Dienst die persönlichen Daten mit "Partnern" teilen darf. Die Frage, wie viel Geld Obike mit der Weitergabe solcher Daten verdient, ließ das Unternehmen gegenüber c't unbeantwortet.
Trekking-Komfort, E-Bikes, Schrott
Die größten Unterschiede entpuppten sich bei der Qualität der Räder. Die bequemen Trekking-Fahrräder von Donkey Republic aus Dänemark etwa bieten Gepäckträger vorne und hinten, eine Smartphone-Halterung und ordentliche Reifen, mit denen sogar längere Touren Spaß machen. Etwas schwer, aber ansonsten ebenfalls tourtauglich sind die Räder der deutschen Anbieter Call a Bike und Nextbike.
Bei Mobike, Ofo, Byke und Obike stören dagegen schwere Vollgummireifen. Besonders schlimm fuhr es sich auf den Obikes (Singapur): Die Räder haben nur einen Gang und sind extrem schwergängig – vor allem wegen der meist schleifenden Billig-Bandbremse. Dass sie besonders billig produziert werden, legt eine Mail eines Zwischenhändlers nahe, die c't vorliegt. Demnach beträgt der Preis bei Abnahme von mindestens 1000 Rädern gerade mal 69 Euro netto pro Fahrrad.
Auf der anderen Seite gibt es inzwischen in Berlin sogar einen Bikesharing-Anbieter mit Elektrorädern - Lime. Diesen haben wir aufgrund der Technik im c't-Vergleichstest nicht berücksichtigt - stellen ihn aber im folgenden Video mit den anderen Diensten ebenfalls vor:
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Den kompletten Test der Bike-Sharing-Dienste lesen Sie in c't:
- Bikesharing im Test: Umweltengel oder Datendiebe? c't 14/2018, S. 102
(acb)