Google Pay startet in Deutschland: Bezahlen mit dem Android-Handy

Mit dem Android-Handy im Supermarkt bezahlen: Das geht ab heute mit Google Pay in Deutschland. Bislang werden allerdings erst wenige Banken unterstützt.

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Google Pay startet heute in Deutschland

Google Pay macht aus dem Android-Smartphone eine Kontaktlos-Kreditkarte.

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

So sieht das EMV-Kontaktlos-Symbol aus.

Drei Jahre nach dem Start in den USA können ab dem heutigen Dienstag auch deutsche Kunden die Mobile-Payment-App Google Pay verwenden. Die App macht aus Android-Smartphones mit NFC-Chip eine Kontaktlos-Kreditkarte, mit der nahezu überall bezahlt werden kann, wo Kartenzahlung möglich ist. Das Zahlterminal des Händlers muss lediglich den sogenannten EMV-Kontaktlos-Standard unterstützen, erkennbar ist das an dem an ein WLAN-Symbol erinnernde Kontaktlos-Logo.

Um Google Pay benutzen zu können, muss man in der App eine Kreditkarte hinterlegen. Sie muss zwingend von einer Bank ausgegeben worden sein, mit der Google zusammenarbeitet.

Google Pay funktioniert zurzeit mit folgenden Karten:

  • Boon-Mastercard (Prepaid, virtuelle Karte)
  • Comdirect-Visa
  • Commerzbank-Mastercard
  • Commerzbank-Visa
  • N26-Mastercard

Bereits angekündigt sind:

  • LBBW / BW-Bank
  • Revolut

Google Pay funktioniert zurzeit nicht mit Girocards ("EC-Karten"), da diese bislang keine "Tokenization" unterstützen, eine von Google zwingend vorausgesetzte Sicherheitsfunktion. Mit der Technik übergibt das Smartphone nicht die echten Kartendaten an das Bezahlterminal, sondern einen lediglich einmal verwendbaren Token, eine Zeichenkette. Einige dieser Tokens sind auf dem Telefon gespeichert, so dass sich Google Pay auch ein paar Mal ohne Internetverbindung benutzen lässt.

Über den Umweg der Boon-App kann Google Pay auch ohne Bankkonto bei den unterstützenden Banken genutzt werden. Boon, ein Angebot des Münchner Unternehmens Wirecard, generiert bei Account-Erstellung eine virtuelle Prepaid-Mastercard-Kreditkarte, die sich in Google Pay integrieren lässt. Diese virtuelle Karte lässt sich entweder mit einer anderen Kreditkarte oder per Bankeinzug mit Geld befüllen. Allerdings kostet Boon nach einer dreimonatigen Testphase 1,49 Euro pro Monat.

Mit der am heutigen Dienstag erschienenen neuen Boon-App ("Boon Pay") lässt sich die virtuelle Kreditkarte direkt aus Boon in Google Pay einbinden. Ansonsten kann sich der Nutzer mit einem Druck aufs "+"-Symbol und auf "Onlinezahlungen" auch die Daten der virtuellen Karte anzeigen lassen.

Im Unterschied zu anderen Android-Bezahl-Apps wie Glase und eben Boon funktioniert Google Pay auch, wenn das Smartphone nicht entsperrt ist. Wie bei Kontaktlos-Karten lassen sich Summen bis 25 Euro ohne jedwede PIN- oder Fingerabdruck-Eingabe bezahlen – dranhalten genügt. Anders als etwa bei Apple Pay (in Deutschland noch nicht verfügbar) muss bei der Zahlung allerdings das Display des Smartphones aktiviert sein.

Zusätzlich zur Bezahlfunktion lassen sich in der Google-Pay-App auch Kunden- und Treuekarten speichern, um Platz im Portemonnaie zu schaffen. Unterstützt werden Karten diverser Händler.

Auf einer Presseveranstaltung in Berlin betonte Google, dass es an Google-Pay-Zahlungen an der Kasse nicht mitverdient, die beim Händler anfallenden Gebühren gehen wie gehabt komplett an Kreditkartenunternehmen beziehungsweise die Bank – zum Vergleich: Apple will bei Apple Pay an der Händlergebühr mitverdienen, was einer der Gründe ist, warum der Service in Deutschland noch nicht angeboten wird.

Google versucht mit dem Pay-Service dagegen, möglichst viele Menschen zum Hinterlegen ihrer Zahlungsdaten im Google-Account zu bewegen – schließlich dürfte damit auch ein Kauf im Play-Store wahrscheinlicher werden (wo Google eine Transaktionsgebühr von 30 Prozent des Kaufpreises behält). Außerdem kann man die Kundschaft so noch stärker an Google binden, beispielsweise über die potenzielle Möglichkeit, direkt in Google Maps ein Taxi zu bestellen und zu bezahlen.

Die beim Bezahlvorgang anfallenden Daten will Google laut eigener Angaben ausschließlich für das "Rich Receipt" verwenden: Ein digitaler Zahlungsbeleg, in dem neben Summe und Kaufzeitpunkt auch der Ort des Einkaufs vermerkt ist. Dank DSGVO muss Google ohnehin transparent machen, welche Daten gespeichert werden und was damit passiert.

[Update 26. Juni 2018, 13:10 Uhr: Informationen zu Geschäftsmodell, Datennutzung und Tokenization hinzugefügt]

[Update 26. Juni 2018, 14:50 Uhr: Ein Leser hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass man auch die Zahl-App DiPocket mit Google Pay verknüpfen kann.]

(jkj)