Heckablage

50 Jahre Strich-Acht: Mercedes La Pickup

Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum fahren wir einen „Strich-Acht”. So genannt, weil die Baureihe W114 / W115 im Jahr 1968 auf den Markt kam. Es ist aber nicht irgendein Strich-Acht, sondern „La Pickup”, ein Pritschenwagen auf Limousinen-Basis, wie er in Argentinien ab 1972 gebaut wurde

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Mercedes W115 La Pickup 19 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum fahren wir einen „Strich-Acht”. So genannt, weil die Baureihe W114 / W115 im Jahr 1968 auf den Markt kam. Es ist aber nicht irgendein Strich-Acht, sondern „La Pickup”, ein Pritschenwagen auf Limousinen-Basis, wie er in Argentinien ab 1972 gebaut wurde. Wo beim Strich-Acht normalerweise die Hutablage ist, bietet La Pickup eine ziemlich große Heckablage.

Die Start-Prozedur des betagten Vierzylinder-Diesels ist eine Rückkehr in eine längst vergangene Zeit, als Willy Brandt Bundeskanzler war und die Bundesrepublik von der Ölkrise heimgesucht wurde. Erst dreht man rechts am Zündschlüssel, dann zieht man etwas weiter links einen Knopf heraus und wartet 15 bis 20 Sekunden, bis die Glühwendel hinter dem gelochten Blechdeckelchen unterm Tacho rötlich schimmert. Das ist das Signal dafür, dass das Vorglühen beendet ist. Jetzt zieht man den Knopf mit Kraft ganz heraus und der Vierzylinder-Motor (OM 615) erwacht so rumpelnd zum Leben, dass sich das ganze Fahrzeug wie bei einem kalten Windstoß schüttelt. Jetzt bloß kein Gas geben, hatte die freundliche Mercedes-Mitarbeiterin eingeschärft, also zuckt der rechte Fuß zurück. Keine 15 Sekunden später beginnt das Aggregat gleichmäßig zu zünden und beruhigt sich.

Wir sitzen – pünktlich zum 50jährigen Jubiläum – in einem „Strich-Acht”. So genannt, weil die Baureihe W114 / W115 im Jahr 1968 auf den Markt kam. Aber nicht in irgendeinem Strich-Acht, sondern in „La Pickup”, dem Pritschenwagen, der in Argentinien ab 1972 gebaut wurde. Unser karminrotes Exemplar kam über Umwege nach Deutschland und ist pünktlich zum runden Geburtstag der Baureihe wieder fahrbereit.

Eine Ahnung von Beschleunigung

Die Linien des Cockpits sind wie mit dem Lineal gezogen und das große Volant mit dem mächtigen Pralltopf im grauen Plastik-Interieur verströmt den Charme der frühen 1970er Jahre, als im Flieger noch geraucht und in den Vorstandsetagen gerne auch mal ein oder zwei Mittagscognacs zu sich genommen wurden. Urdeutsche Qualität, nichts knarzt, nichts klappert.