Adblock Plus: Mit Künstlicher Intelligenz gegen Werbung

Die Kölner Firma Eyeo testet eine neue Technik zum Blockieren von Werbung. Nutzer sollen die Algorithmen mit Facebook-Screenshots füttern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 93 Kommentare lesen
Adblock Plus: Mit Künstlicher Intelligenz gegen Werbung

(Bild: Eyeo)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Die Auseinandersetzungen zwischen Werbeindustrie und Adblockern hält unvermindert an. Um Umgehungstechniken verschiedener Adtech-Anbieter auszuhebeln, experimentiert der Hersteller des Browser-Plugins Adblock Plus, die Kölner Firma Eyeo, nun mit einer neuen Technik namens "Sentinel", die Werbung mit Hilfe selbstlernender Algorithmen optisch erkennen soll.

Bisher basieren Adblocker weitestgehend auf Filterlisten, in denen genau festgehalten wird, mit welchen Adservern, Skripten oder CSS-Anweisungen Werbung ausgeliefert wird. Verschiedene Adtech-Dienstleiter versuchen diese Listen auszubooten, indem sie die Pfade der Werbung ständig verändern und vom Nutzer erwünschte Inhalte so platzieren, dass sie von den Adblockern mit erfasst werden. Resultat sind Filterlisten mit Zehntausenden Einträgen, die ständig aktualisiert werden müssen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte ein Team des Centers for Information Technology Policy der Princeton Universität argumentiert, dass die Umgehungstechniken langfristig chancenlos seien, weil Werbung vom Computer immer erkannt werden könne. Als Beleg präsentierten die Forscher einen Prototypen eines Werbeblockers, der Facebook-Werbung automatisch erkennen konnte, indem er zum Beispiel nach der gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung von Werbung Ausschau hielt.

Mit einer neuen Kampagnen-Webseite hat Eyeo nun die Entwicklung einer eigenen Technik begonnen, die zunächst einmal Facebook-Werbung erkennen soll. Um einen Eindruck von der verbreiteten Werbung zu bekommen, sollen Nutzer auf der Webseite Screenshots ihres Facebook-Feeds hochladen, die dann in ein neuronales Netzwerk eingespeist werden. Mit der Zeit sollen die Algorithmen lernen, Werbung von anderen Inhalten zu unterscheiden. Zur Übertragung der Screenshots verwendet Eyeo Facebooks eigenen Messenger-Service.

Ob und wann "Sentinel" tatsächlich im Web-Browser Einzug halten wird, ist noch unklar. "Es gibt keinen festen Zeitplan, wann wir die Technik in unsere Extension implementieren", erklärt Laura Dornheim von Eyeo auf Anfrage von heise online. Das Unternehmen ist nicht das einzige, das mit Künstlicher Intelligenz zur Blockade von Werbetechniken experimentiert: So hat die Browser-Erweiterung Ghostery bereits Ende 2017 eine solche Technik zur Umgehung des Nutzer-Trackings vorgestellt. (anw)