Entwicklungsumgebung Eclipse: Photon, das letzte große Release

Photon heißt das diesjährige gemeinsame Hauptrelease von 85 Open-Source-Projekten unter dem Dach der Eclipse Foundation. Rund 620 Entwickler trugen dazu bei.

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Entwicklungsumgebung Eclipse: Photon, das letzte große Release

(Bild: Eclipse)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Holger Voormann

Java-Entwickler können sich über zahlreiche Verbesserungen in der Eclipse-Java-IDE freuen. Das Schreiben von Java-9- und Java-10-Code, das seit Oxygen.1a beziehungsweise Oxygen.3a möglich ist, wird mit dem von der Eclipse Foundation veröffentlichten Release Photon noch einfacher. Beispielsweise gibt es neue Helfer zum Beheben von Problemen in Moduldateien, die es seit Java 9 gibt. Sie heißen Quick Fix und Nutzer können sie mit dem Tastaturkürzel Strg+1 aufrufen.

Mit dem enthaltenen JUnit 5.1 lässt sich nun auch Java-Code testen, der sich – wie bei dem in der Java-Welt weitverbreiteten Build-Tool Maven üblich – zusammen mit dem Testcode im selben Projekt befindet, auch wenn dieses ein modulares Java-Projekt ist. Haupt- und Testcode lassen sich im selben Projekt nun so trennen, dass im Hauptcode nicht versehentlich Bibliotheken verwendet werden, die eigentlich nur zur Nutzung beim Testen gedacht waren. Mit Maven funktioniert das bereits automatisch, bei Gradle oder ohne Build-Tool sind dazu noch manuelle Schritte notwendig.

Der Eclipse Java Compiler unterstützt nun die Flag --release die das Schreiben von rückwärtskompatiblem Code auch ohne passendes Java Development Kit ermöglicht. In der Debugging-Ansicht haben die Macher mehr Platz zum Editieren von Code geschaffen. Die Display View heißt jetzt Debug Shell.

Ein neues Design bekam auch der Formatierungsdialog. Ein Filter-Feld erleichtert hier das Auffinden einzelner und das gleichzeitige Ändern mehrerer Einstellungen. Außerdem können Entwickler in der Voranzeige die Codebeispiele editieren oder durch eigene Beispiele ersetzen. In den IDEs für Java, Java EE und JavaScript sowie in der IDE für die modellgetriebene Softwareentwicklung kann man sich den Tipp des Tages anzeigen lassen – was aber standardmäßig deaktiviert ist.

Nicht nur Java-Entwickler profitieren von der an zahlreichen Stellen in der Plattform und in der Versionsverwaltung Git vereinfachten Bedienung. Verbesserungen gibt es auch beim Dark Theme, der Darstellung von heller Schrift auf dunklem Hintergrund, sowie bei der Darstellung auf hochauflösenden Bildschirmen. Darüber hinaus dürfen sich Nutzer aller Eclipse IDEs über Geschwindigkeitsverbesserungen freuen.

Die Eclipse IDE für C/C++-Entwickler, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut, unterstützt in Photon neue Sprachfeatures von C++14 und C++17. Auch auf dem Build-Tool Meson basierende Projekte lassen sich mit Eclipse Photon nun bearbeiten. Das Kompilieren und Bauen im Container wurde auf zusätzliche Projektarten erweitert. Bei der Eclipse IDE für PHP-Entwickler gibt es neue Checks, unter anderem zur Erkennung von nicht genutzten oder nicht zugewiesenen Variablen.

Zum ersten Mal steht auch eine IDE für Rust zur Verfügung. Diese verwendet das neue Language Server Protocol (LSP). Der Name des Protokolls ist etwas irreführend, da mit dem Server ein Programm gemeint ist, das in der Regel lokal zusammen mit der Programmiersprache installiert wird. So wird bei Rust zusätzlich zum Rust-Compiler ein Programm ausgeliefert, das das LS-Protokoll unterstützt. Über dieses Protokoll können Eclipse und andere Entwicklungsumgebungen sowie Editoren erfragen, welche Codevervollständigungsvorschläge beispielsweise an eine bestimmte Stelle gehören oder wo überall eine Variable verwendet wird, um diese umzubenennen. In der Eclipse-Rust-IDE sieht man, wie gut das bereits funktioniert.

Aber insbesondere auf Windows hakt es noch an einigen Stellen. Ein Umstand, der sicherlich dem noch frühen Stadium geschuldet ist. Darüber hinaus ist Rust auf Windows nicht ganz einfach zu installieren. Für C#/.NET gibt es in Photon-Eclipse-Plug-ins, die ähnlich funktionieren.

IDE-Pakete für verschiedene Programmiersprachen und Anwendungsfälle stehen ab sofort auf der Downloadseite zum Herunterladen bereit. Mehr Informationen und Links zu neuen Webinar-Videos, die einen tieferen Einblick in einzelne Aspekte von Photon geben, finden sich auf der Photon-Website.

Zukünftig soll es statt eines großen Hauptreleases und drei kleinerer Update-Release vier auf das Jahr verteilte gleichwertige Release geben. Die nächsten Release sind für September, für Dezember und für März nächsten Jahres geplant. Spannend wird sein, wie sich der Umzug von Jakarta EE (vormals Java EE) von Oracle zur Eclipse Foundation auf den Simultaneous Release auswirken wird, der der Eclipse Foundation bereits 38 neue Projekte verschafft hat. Nachdem nun auch IBM seine alternative Java Virtual Machine (JVM) OpenJ9 unter dem Dach der Eclipse Foundation weiterentwickelt, ist zumindest für einige IDE-Pakete die Auslieferung zusammen mit OpenJDK und OpenJ9 geplant. Damit würde das Vorab-Installieren von Java entfallen. In welchem Release das der Fall sein wird, steht aber noch nicht fest.

[Update, 28.06.18, 07:40]: Das nächste Update im September ist nicht, wie ursprünglich beschrieben, ein Update-Release (Photon.1), sondern bereits ein Rolling-Release (SimRel 2018-09). (map)