USA und China steuern auf Handelskrieg zu – EU zwischen den Fronten

US-Präsident Trump sucht die Konfrontation. Mit Strafzöllen gegen China beginnt am Freitag eine unheilvolle Eskalation. Welche Gefahren drohen den Europäern?

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USA und China steuern auf Handelskrieg zu – EU zwischen den Fronten

Im November war US-Präsident Donald Trump zu Gast bei Chinas Regierungschef Xi.

(Bild: dpa / Andrew Harnik)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Landwehr
  • Michael Donhauser
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Im Handelsstreit steuern die USA und China auf Konfrontationskurs. Als Vergeltung für das Inkrafttreten von 25-prozentigen Sonderzöllen der USA auf Importe aus China im Wert von 34 Milliarden US-Dollar an diesem Freitag wird Peking Gegenmaßnahmen in ähnlichem Umfang erlassen, wie der Zoll mitteilte.

Die Eskalation zwischen den beiden größten Volkswirtschaften wird mit Sorge verfolgt, da die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Auch droht den Europäern, zwischen die Fronten zu geraten.

Die US-Zölle sollen um Mitternacht Washingtoner Zeit (Freitag 6 Uhr MESZ) in Kraft treten – die chinesischen Gegenmaßnahmen kurz danach. Nach dieser ersten Runde droht eine weitere Eskalation, da US-Präsident Donald Trump Mitte Juli über Sonderabgaben in Höhe von 25 Prozent auf weitere chinesische Waren im Wert von 16 Milliarden US-Dollar entscheiden will, die Anfang August in Kraft treten könnten. Er begründet die Zölle mit Technikdiebstahl.

Als Reaktion auf Chinas Vergeltung droht Trump aber zusätzlich mit Zöllen in Höhe von zehn Prozent auf weitere chinesische Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar. Insgesamt wäre dann die Hälfte aller Ausfuhren aus China in die USA betroffen. Ob Trump seine Drohungen wahr machen wird oder nur seine Position für weitere Verhandlungen stärken will, ist völlig unklar.

Trump führt einen Feldzug gegen das immense Außenhandelsdefizit der USA an mehreren Fronten. Neben China geriet vor allem die Europäische Union ins Blickfeld. Der EU droht Trump unter anderem mit Zöllen auf Autoimporte. Auch mit den Nachbarn Kanada und Mexiko liegen die USA im Handelsclinch. Kanada hat gerade ähnlich wie die EU Vergeltungszölle verhängt, nachdem die USA Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte erhoben haben. Das gemeinsame Handelsabkommen Nafta liegt in Scherben.

Die Eskalation zwischen den USA und China verfolgen europäische Firmen "mit hoher Nervosität", wie aus Kreisen der EU-Botschaften in Peking zu erfahren war. Ihre Befürchtung: Die Chinesen könnten Washington anbieten, künftig mehr in den USA als in Europa einzukaufen, um so den Handelsstreit beizulegen. Eine Bestellung von 180 Airbus-Flugzeugen sei bereits aufgeschoben, damit Peking möglicherweise mehr beim US-Hersteller Boeing kaufen kann.

Jede Branche beobachte genau, wohin sich der Konflikt entwickelt. Die Strafzölle der Chinesen gegen Importe von Autos aus den USA treffen ausgerechnet deutsche Autohersteller wie BMW und Mercedes, die von ihren Werken in den USA aus China beliefern. "Es wird befürchtet, dass, egal wie sich der Konflikt weiter entwickelt, europäische Unternehmen zu den Verlierern gehören werden", war von EU-Diplomaten zu hören.

Daimler gab bereits eine Gewinnwarnung. Auch BMW ist stark betroffen. Fast jedes fünfte Auto, das die Münchner auf dem weltgrößten Automarkt China verkaufen, kommt aus den USA. Peking hatte erst am vergangenen Sonntag die Einfuhrzölle auf Autos von bisher 25 auf 15 Prozent gesenkt. Doch werden sie mit den neuen Vergeltungsmaßnahmen jetzt auf 40 Prozent wieder angehoben. (anw)