Post aus Japan: Das lange Leben alter Anzeigetechnik

Superflache OLED-Displays kommen bei Smartphones und TVs immer mehr in Mode. Doch Flüssigkristallbildschirme aus Nippon verteidigen ihre Vormacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Post aus Japan: Das lange Leben alter Anzeigetechnik

(Bild: Sharp)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Kölling
Inhaltsverzeichnis

Ich gestehe: Hin und wieder trage ich eine Smartwatch. Der Nutzwert überwiegt für mich ihre Schwächen, selbst das Display. Noch immer kann das Ablesen in grellem Sonnenlicht schwierig sein. Noch schlimmer ist das Problem allerdings bei meinen Digitalkameras oder an japanischen Bahnhöfen, wo die Zuganzeigen oft schon auf Flüssigkristalldisplays (LCDs) umgestellt worden sind.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Doch ein japanischer Hersteller schafft das Problem nun aus der Welt. Der japanische Elektronikkonzern Sharp hat dieses Frühjahr einen LCD-Monitor vorgestellt, der auch in grellem Licht weit kontrastreichere und buntere Bilder liefert als bisherige Exemplare.

Der Trick dabei ist die Reduzierung des reflektierten Lichts. Eine spezielle Folie auf dem Display verringert es bereits von mehr als fünf auf etwa zwei Prozent. Doch damit verbessert sich der der Kontrast des Displays in grellem Licht nur von 3:1 auf 8:1. Und damit liefert ein Display immer noch nur ausgewaschene Farben. Sharp ging daher weiter und reduzierte Reflexionen im Inneren des Geräts auf 0,3 Prozent. Und schon verbesserte sich der Kontrast auf 42:1.

Diese Innovation ist nicht nur nützlich. Sie trägt auch zur Erklärung eines anderen Phänomens bei: dem langen Leben der LCDs. Wie oft wurde die Technik, die unsere Fernseher verflachte und uns Smartphones und Tablets bescherte, schon totgeschrieben. Auch ich ertappte mich in den vergangenen zehn Jahren bei Messerundgängen in Japan manchmal bei der Vorstellung, dass superdünne, flexible Displays aus organischen Leuchtdioden (OLEDs) LCDs rasch ablösen könnten.

Jetzt, dieses Jahr müssen sie doch kommen, die vermeintlichen Totengräber der Flüssigkristalldisplays (LCDs). So dachte ich, wenn ich wieder die neuesten, tollsten flexiblen oder faltbaren Displays sah. Doch die nächste bunte Bildschirmgeneration verharrte im Puppenstadium anstatt loszufliegen. Denn Innovationen der LCDs und vor allem deren niedrigeren Produktionskosten machten viele Vorteile wie prallere Farben, höheren Kontrastumfang und Dünnheit wett.

Inzwischen ist zwar absehbar, dass sich in den kommenden Jahren auch OLED-Displays stärker verbreiten werden. OLED-TVs gibt es schon, wenn auch nur zu hohen Preisen und in homöopathischen Dosen. Die ersten flexiblen Smartphonedisplays werden in größeren Stückzahlen 2019 erwartet. Aber die Vorstellung von einem dramatischen Technikwandel hege ich weniger denn je.

Zum einen verzögert sich selbst bei Handys die Massenverbreitung von OLED-Displays. So untertraf die Displaysparte von Samsung Electronics, die deren Produktion für Smartphones fast monopolisiert, zuletzt die Erwartungen. Denn besonders chinesische Kunden setzen doch lieber noch einmal auf preiswertere LCDs, da dieses Jahr der Smartphoneabsatz lahmt und Preiskämpfe damit besonders hart toben.

Zum anderen gibt es nicht nur bei Sharp neue Techniken, die den Unterschied zwischen den Displaytypen weiter verringern. Besonders brillante und leuchtende Quantum-Dot-LCDs verbreiten sich immer stärker als Alternative zu OLEDs, bei denen die Dioden das Licht ausstoßen.

Quantum-Dot-Displays brauchen zwar wie LCDs weiterhin eine Hintergrundbeleuchtung. Aber die Technik basiert auf zwei bis zehn Nanometern kleinen Kristallen. Die Farbe, in der sie leuchten, hängt von ihrem Durchmesser ab. Dadurch sind die Farben ähnlich klar wie OLED-Displays.

Marktforscher sagen dieser Technik daher das größte Wachstumspotenzial in einem Markt mit großem Wachstumspotenzial voraus. Ein Bericht rechnet damit, dass der Displaymarkt bis 2022 um jährlich 7,5 Prozent auf 169 Milliarden Dollar wachsen könnte. Dies wäre etwa 60 Prozent mehr als 2016. Denn mit der Digitalisierung und Vernetzung der Welt rücken Displays in immer weitere Lebensbereiche vor, von Autos bis Zeitmessern am Handgelenk. OELD-Displays werden zwar in vielen Bereichen immer wichtiger werden. Aber das Analysehaus Future Market Insights erwartet dennoch, dass Flachbildschirme noch weit bis in die 2020er Jahre von LCDs dominiert werden.

()