Schon vor Drehbeginn gefloppt

Eine KI soll schon am Drehbuch erkennen, wie erfolgreich ein Film wird. Ob so das Filmangebot besser wird?

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Von
  • Anton Weste

Bei allen weit schweifenden Liebeserklärungen, die Hollywood zum Film als Kunstwerk abgibt, letztlich zählen für die Studios vor allem Zahlen, die mit sieben bis neun Stellen auf dem Papier auskommen: die Einspielergebnisse.

Filmprojekte sind Millioneninvestitionen, deren Erfolg nur schwer abzusehen ist. Eine Künstliche Intelligenz soll das Risiko für die Kapitalgeber nun verringern. Das Programm ScriptBook analysiert Drehbücher und ermittelt allein daraus das wahrscheinliche Einspielergebnis an der Kinokasse.

Außerdem sagt es das MPAA Rating (die Altersfreigabe) und die am besten geeignete Zielgruppe vorher. Der Algorithmus kann auch bestimmen, ob der Film den Bechdel-Test bestehen würde, ein ziemlich tief hängender Indikator für die ausreichende Repräsentation von Frauen im Film.

Alles Dinge, die auch ein menschlicher Drehbuchanalyst anstellen kann. Darum betonen die Entwickler der KI, dass ScriptBook bei der Vorhersage der Einspielergebnisse dreimal so treffsicher sei wie ein menschlicher Analyst. Als Beispiel führen sie an, dass der Algorithmus bei 22 der größten Filmflops, die Sony Pictures in den letzten Jahren erleiden musste, kein grünes Licht für die Produktion gegeben hätte. Damit hätte sich der Konzern viele Millionen Dollar an Verlusten erspart.

Gleich wie gut die KI Drehbuchschreibern und Produzenten dabei helfen wird, ihre Produktion einzuschätzen oder cineastische Millionengräber zu verhindern, dem Zuschauer wird sie wohl kein besseres Filmangebot bescheren. Hollywood hat in den letzten Jahrzehnten die Stoffentwicklung bereits stark professionalisiert und schematisiert. Jedes Filmkonzept durchläuft vor Drehbeginn zahlreiche Stadien, die den Film mit altbekannten Erfolgsformeln überprüfen und ihn an aktuelle Trends anpassen.

Das Ergebnis kennen regelmäßige Kinogänger: Die Blockbuster basieren meist auf zuvor publiziertem Material wie Büchern und Comics oder sind Fortsetzungen erfolgreicher Filme. Handlungen wirken formelhaft, Filmcharaktere holzschnittartig und im Zweifel überdeckt eine Extraschicht aus Action und Spezialeffekte als Augenzucker das vorhersehbare Geschehen. Das kann hin und wieder unterhaltsam sein, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck.

Die KI vollzieht ihr Maschinenlernen an diesen Vorbildern und wird dementsprechend vorrangig Drehbüchern grünes Licht geben, die solch immer wiedergekäuten Erfolgsformeln entsprechen. Ein "Twilight - Biss zum Morgengrauen" oder "Fast & Furious 7" würde der Algorithmus wohl durchwinken. Ein "Lola rennt", "Vergiss mein nicht" oder "Das weiße Band" eher nicht. Die Förderung von Kreativität und spannenden künstlerischen Ansätze kann man von ScriptBook nicht erwarten.

(anwe)