EU-Strafe bremst Alphabets Gewinn

Die jüngste Milliardenstrafe der EU gegen Google führt bei der Konzernmutter zu einem Gewinnrückgang. Die Umsätze wuchsen jedoch weiter deutlich.

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Alphabet hat im zweiten Quartal 2018 rund 32,7 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Das entspricht einem Zuwachs von rund 26 Prozent im Jahresabstand. Fast der gesamte Umsatz wird von der Tochterfirma Google erwirtschaftet. Alphabets Betriebsgewinn ist allerdings deutlich, der Reingewinn leicht zurückgegangen.

Grund für diesen Gewinnrückgang ist eine von der EU-Kommission nicht rechtskräftig über Google verhängte Strafe in Höhe von gut 4,3 Milliarden Euro, die Alphabet im zweiten Quartal verbucht. Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen am Montagabend legten die Aktienkurse Alphabets im nachbörslichen Handel um etwa dreieinhalb Prozent zu.

Im zweiten Quartal des Vorjahres hatte die EU-Kommission Google wegen illegalen Verhaltens bestraft. Damals wurden 2,4 Milliarden Euro fällig; Google hatte die marktbeherrschende Stellung seiner Suchmaschine dazu missbraucht, seinen eigenen Preisvergleichsdienst zum Nachteil des Wettbewerbs zu fördern. Nach Bezahlung der Buße blieb Alphabet damals ein Betriebsgewinn von 4,1 Milliarden US-Dollar und ein Reingewinn von 3,5 Milliarden US-Dollar.

Dieses Jahr wurde Google für den Marktmissbrauch rund um sein Smartphone-Betriebssystem Android bestraft. In US-Dollar gerechnet ist die Strafe um 2,3 Milliarden höher ausgefallen, als die Strafe des Vergleichsquartals. Alphabets Betriebsgewinn ist um 1,3 Milliarden US-Dollar oder 32 Prozent auf 2,8 Milliarden US-Dollar gefallen. Anders ausgedrückt: Wäre die Strafe gleich hoch ausgefallen wie im Vorjahr, oder hätte es in beiden Quartal keine EU-Strafe gegeben, wäre Alphabets Betriebsgewinn um eine Milliarde US-Dollar gestiegen.

Der Reingewinn des Konzerns ist um vergleichsweise geringe 326 Millionen US-Dollar oder neun Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar gefallen. Dahinter stecken besonders profitable Finanzanlagen.

Hatte Alphabet im Vorjahresquartal 245 Millionen US-Dollar mit Zinsen und Wertpapieren verdient, waren es diesmal gleich 1,4 Milliarden US-Dollar. Diese Einnahmen stützen den Reingewinn.

Google-Chef Sundar Pichai darf sich über kräftigen Umsatzzuwachs freuen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Der gesamte Konzerngewinn und fast der gesamte Konzernumsatz Alphabets stammen von Google. Googles Betriebsgewinn ist (vor Abzug der EU-Bußen) um 17 Prozent auf rund neun Milliarden US-Dollar angewachsen. Der Quartalsumsatz hat sogar um 25 Prozent auf 32,5 Milliarden US-Dollar zugelegt. Davon stammen 28,1 Milliarden aus Werbeeinnahmen (+24 Prozent).

Vor allem die Klicks auf Reklame, die rund um Suchergebnisse sowie auf Youtube eingeblendet werden, treiben das Geschäft. Im Jahresabstand verzeichnete Google 58 Prozent mehr Klicks. Das machte den durchschnittlichen Preisverfall pro Klick von 22 Prozent mehr als wett. Die Zahl der Klicks auf Werbung, die Google für Online-Angebote Dritter vermittelt, ist stabil geblieben. Dafür legte deren Durchschnittspreis um ein Siebtel zu.

Die "sonstigen" Einnahmen Googles erreichten 4,4 Milliarden US-Dollar (+37 Prozent). Die Stützen sind hier das Cloud-Geschäft, der Play Store sowie das Hardwaregeschäft.

Selbstfahrende Fahrzeuge der Alphabet-Tochter Waymo

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Zwar konnten die als "sonstige Wetten" bezeichneten anderen Tochterfirmen Alphabets ihre summierten Umsätze um die Hälfte steigern, doch sind das immer noch nur 145 Millionen US-Dollar – ein Rundungsfehler im Vergleich zu Googles Finanzen. Gleichzeitig haben die "sonstigen Wetten" ihre Betriebsverluste um knapp 100 Millionen auf nunmehr 732 Millionen US-Dollar ausgeweitet.

Zu dieser Konzernsparte gehört eine Reihe von Tochterunternehmen, darunter Google Fiber und Waymo. Die Smart-Home-Firma Nest wurde hingegen wieder mit Google verschmolzen.

Hinweis: Heise Medien ist Mehrheitseigentümer des Preisvergleichsdienstes Geizhals. (ds)