Geldwäsche statt Job: Polizei warnt vor Missbrauch von Video-Ident

Mit falschen Jobgeboten werden Ahnungslose angelockt und dann in Video-Ident-Verfahren zur Eröffnung von Bankkonten getrickst.

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Geldwäsche statt Job: Polizei warnt vor Betrug mit Video-Ident

(Bild: Idnow)

Lesezeit: 3 Min.

Online-Betrüger setzen in jüngster Zeit vermehrt auf Video-Ident-Verfahren, um über ahnungslose Mittelsmänner Bankkonten etwa für Geldwäsche zu eröffnen. Zunächst würden dafür über Online-Portale gefälschte Stellenanzeigen geschaltet, mit denen die potenziellen Konten-Eröffner angelockt werden, warnt das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen. Teilweise würden sogar die Bewerbungsportale großer Unternehmen wie der Deutschen Bahn nachgebaut und unter ähnlichen URLs online gestellt sowie Mail-Absender gefälscht.

Melden sich Bewerber auf die Anzeigen, werden sie zunächst aufgefordert, persönliche Daten zu liefern. Laut LKA-Mitteilung sind das Scans vom Personalausweis, Selfies mit Ausweis in der Hand, klassische Bewerbungsunterlagen mit Foto und teilweise auch Bankdaten. Sodann wird den Bewerbern weißgemacht, dass man sie in Betracht ziehe, ein persönliches Vorstellungsgespräch aber leider nicht möglich sei. Stattdessen solle man sich über ein Video-Ident persönlich identifizieren.

Die nichtsahnenden Bewerber erhalten dann genaue Anweisungen für das Verfahren, was auch die Installation von Apps seriöser Anbietern beinhaltet, meist Bankenapps. Über die wird dann das Identifikationsverfahren gestartet. Im Hintergrund haben die Betrüger mit den Identifikationsdaten derweil die Eröffnung eines Bank-Kontos im Namen der Bewerber angebahnt. Der Schriftverkehr dazu läuft komplett über die Ganoven, so dass weder Bewerber noch Bank ahnen, was hier eigentlich passiert.

Für den Mitarbeiter des Video-Ident-Dienstes wirkt es also erstmal so, als wolle jemand sein Bankkonto legitimieren. Sofern der Ident-Anbieter keinen Verdacht schöpft und die Opfer auch im Videochat noch nicht begreifen, dass sie hier gerade ein Konto eröffnen, hat die Masche der Betrüger funktioniert. Das voll legitimierte Konto mit allen Zugangsdaten im Namen einer anderen Person können sie dann für ihre Zwecke nutzen – eventuelle Polizei-Ermittlungen wegen Geldwäsche liefen dann erstmal gegen die nichtsahnenden Bewerber.

Wer also zu solchen Video-Ident-Verfahren aufgefordert wird, sollte gegenüber dem Mitarbeiter des Video-Ident-Anbieters klar angeben, dass die Identifikation für ein Stellenangebot sei. In diesem Fall würden die Mitarbeiter des Verfahrens die Identifizierung abbrechen und den Jobsuchenden auf die Gefahr hinweisen, so das LKA. Die Mitarbeiter fragten im Regelfall direkt nach dem Zweck des Verfahrens.

Wer bereits seine persönlichen Daten weitergegeben hat, sollte zudem Anzeige bei der örtlichen Polizei stellen. Es sei damit zu rechnen, dass die Daten von den Tätern auch anderweitig missbraucht werden.

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(axk)