Netzwerk-Ausrüster Nokia unter Druck

Das derzeit schwache Geschäft der Netzwerk-Ausrüster schlägt auch bei Nokia durch, der Umsatz ging vor allem im Kerngeschäft stark zurück.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Nokia-Zentrale in Finnland

Nokia-Zentrale in Finnland

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Nokia hat im zweiten Quartal erneut den Abschwung im Markt zu spüren bekommen. Der Umsatz fiel im Vorjahresvergleich um 6 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Ohne Währungseffekte hätte das Minus ein Prozent betragen. Der bereinigte operative Gewinn sackte um 42 Prozent auf 334 Millionen Euro ab. Das war ein stärkerer Rückgang als am Markt erwartet. Vor allem das Kerngeschäft mit Netzwerktechnik schwächelte.

Den Nettoverlust konnte der Konzern, der als Netzwerkausrüster nach dem Abstoßen der Handy-Sparte aus der früheren Nokia hervorgegangen ist, unter anderem wegen eines besseren Finanzergebnisses auf 266 Millionen Euro reduzuieren. Ein Jahr zuvor hatte Nokia noch 437 Millionen Euro verloren.

Der Umsatz in der Netzwerk-Sparte, die das Kerngeschäft mit Ausrüstungen für Mobilfunk und Netzwerke umfasst, ging im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6 Prozent auf 4,693 Milliarden EUro zurück. Die Sparte Nokia Technologies, die vor allem Geschäfte mit der Lizenzierung patentierter Techniken macht, verbuchte einen Umsatzrückgang um 2 Prozent auf 361 Millionen Euro. Der operative Gewinn der Netzwerk-Sparte sackte um 83 Prozent auf 69 Millionen Euro ab, während er bei Nokia Technologies um 27 Prozent auf 292 Millionen Euro stieg.

Nokia-Chef Rajeev Suri rechnet laut dpa weiter mit einer Besserung der Lage, vor allem gegen Ende des Jahres in Nordamerika. Das erste Halbjahr sei für Nokia eigentlich wie erwartet gelaufen, für das zweite Halbjahr erwarte man vor allem im Netzwerk-Geschäft Verbesserungen, erklärte Nokia im Geschäftsbericht.

Die Ausrüster von Telekomkonzernen stecken derzeit in einer schwierigen Phase, da die Kunden die Aufrüstung ihrer Mobilfunknetze auf den Standard LTE/4G zu einem großen Teil abgeschlossen haben und der neue schnellere Datenfunk 5G noch in den Kinderschuhen steckt. Der schwedische Rivale Ericsson muss sich derzeit aus einer tiefen Krise herausarbeiten. Nokia zumindest rechnet damit, Ende 2018 erste Ausrüstungen für 5G-Netze verbuchen zu können.

Nokia hatte seine Handy-Sparte vor vier Jahren an Microsoft verkauft und sich auf das Geschäft als Netzwerk-Ausrüster konzentriert. Inzwischen werden wieder Smartphones unter der Marke Nokia von HMD Global gebaut; mit dem Netzwerkausrüster Nokia haben diese Aktivitäten nur den Namen gemein. Auch den digitalen Kartendienst Here hatte Nokia abgestoßen, hier haben die deutschen Autobauer Daimler, BMW und Audi zugeschlagen. Auch die Gesundheitssparte Withings hat Nokia 2018 wieder verkauft, nachdem man das Unternehmen erst 2016 übernommen und die Produkte (von Smartwatches bis zur Gesundheitswaage) unter eigenem Namen angeboten hatte. (jk)