Pentagon will Mobilfunk-Frequenzen erst 2017 freigeben

Die Mobilfunk-Industrie in den USA muss sich um die benötigten IMT-2000-Frequenzbänder neben dem Pentagon auch mit der katholischen Kirche streiten.

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Neben dem Militär will auch die Kirche ihr Stück Himmel behalten: Die Mobilfunk-Industrie muss sich um die IMT-2000-Frequenzbänder für die dritte Mobilfunkgeneration – in Europa allgemein als UMTS bezeichnet – sowohl mit dem Pentagon als auch mit der katholischen Kirche streiten. Einem Report der National Telecommunications and Information Administration zufolge soll es vor dem Jahr 2017 nicht möglich sein, den vom Pentagon benutzten Frequenzbereich mit kommerziellen Diensten zu teilen oder auf ein alternatives Frequenzband auszuweichen, ohne die nationale Sicherheit zu gefährden, berichten US-Zeitungen. Dies ist natürlich Wasser auf die Mühlen der Militärs, die sich standhaft weigern, die von ihnen für die Satelliten- und Flugverkehrs-Kommunikation verwendeten Frequenzbänder abzugeben.

Einem Bericht der Washington Post zufolge gibt es jedoch Probleme mit den alternativen Frequenzbändern, die von analogen Fernsehdiensten wie dem Catholic Television Network, für Unterrichtssendungen und religiöse Programme sowie Firmen wie Sprint und WorldCom für kabellose Internetverbindungen verwendet werden.

Die katholische Kirche bestreitet einen Großteil ihres Haushaltes durch Werbeeinnahmen und die Vermietung von Frequenzen an andere kommerzielle Sender. So zahlt WorldCom der Diözese in New York monatlich 80.000 US-Dollar für die Benutzung ihrer Frequenzen. Der Umzug auf ein anderes Frequenzband würde die katholische Gemeinde um diese Einnahmen bringen, da andere Frequenzbereiche sich nicht so profitabel vermieten ließen, so Michael Dempsey, Präsident des Catholic Television Network gegenüber der Washington Post.

WorldCom und Sprint haben nach eigenen Angaben bisher mehr als 3 Milliarden US-Dollar in den Ausbau ihrer Internet-Funknetze gesteckt. Sie befürchten, wenn ihnen weniger Bandbreite zur Verfügung stehe, müssten sie noch mehr Geld in stärkere Sendeanlagen investieren. Darüber hinaus würden sie starke Interferenzprobleme bekommen, wenn sie ihre Frequenzbänder mit anderen Mobilfunkdiensten teilen müssten. Die Ansichten von WorldCom, Sprint und der Katholischen Kirche werden von der Federal Communications Commission (FCC) untermauert, die in einem Bericht die Kosten und logistischen Schwierigkeiten für einen Frequenzumzug detailliert auflisten will.

Der Interessenverband der US-amerikanischen Mobilfunk-Industrie, die Cellular Telecommunications & Internet Association (CTIA) setzt nun auf einen Deal mit dem Pentagon: Sie wollen dem US-Militär die benötigten Frequenzbänder abkaufen. Ein Teil des vom Militär okkupierten IMT-200-Frequenzbandes könnte zwar bis 2004 geräumt werden, der US-Kongress hat diesen Bereich jedoch schon für andere Zwecke vorgesehen. Bedenken bezüglich der nationalen Sicherheit begegnet die CTIA mit dem Argument, dass die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit der USA, die maßgeblich von der Entwicklung der 3G-Services abhänge, ebenso wichtig für die nationale Sicherheit sei wie das Militär. Nach Meinung von Tom Wheeler, Präsident der CTIA, sei für beide Parteien genügend Platz im Äther. (hag)