GMX im Visier der Antifaschisten
Ein Aufruf zum Boykott von GMX wirft dem Freemailer vor, sein Engagement gegen Rechtsextreme sei nur ein groß angekündigter Werbegag.
Ins antifaschistische Visier ist der Freemail-Anbieter Global Message Exchange (GMX) geraten. Die Netz-Antifa, eine seit August vergangenen Jahres bestehende lose Gruppe von Surfern aus dem gesamten Bundesgebiet, ruft via Homepage und Mailingliste zum GMX-Boykott auf, da dessen angebliches Engagement gegen Rechtsextreme ein reiner Werbegag sei.
Das Unternehmen aus München hatte im Herbst des letztes Jahres mitgeteilt, es wolle Rechtsradikalen bei Verstößen gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen den Account sperren. Kunden wurden aufgefordert, Nutzer zu melden, die über GMX rechtsradikale Hetze verbreiten. Die Netz-Antifa hatte später GMX nach dem Durchforsten von Gästebüchern und Foren auf Nutzer hingewiesen, bei denen es sich "eindeutig" um Rechtsradikale handeln sollte.
Erst nach zwei Monaten und einem angedrohten Boykottaufruf, so die Netz-Antifa, reagierte Ende Januar der größte deutsche Freemailer mit einer Stellungnahme. GMX-Pressereferentin Marion Schanzer stellte klar, dass "konkrete Schritte" nur dann erfolgen können, wenn GMX ein "Beispiel (inklusive vollständigem Header) der betreffenden Nachricht(en)" erhalte. Überdies dürfe man nur "bei Transport des rechtsradikalen Inhalts über das Medium GMX" einschreiten. "Gästebucheinträge oder Beiträge in Diskussionsforen sind kein ausreichender Grund, einen GMX-Account zu sperren." Der derzeit laufende Boykottaufruf sei "sofort einzustellen".
Die Netz-Antifa konterte, der Aufruf gegen Rechts sei ein "bloßes Lippenbekenntnis". Gefordert wird jetzt eine Erklärung, "in der detailliert beschrieben wird, was GMX aktiv unternimmt, um dem Missbrauch seiner Computersysteme durch Rechtsradikale ein Ende zu setzen beziehungsweise einzuschränken." Weiterhin sollen "Mail-Adressen wie 'holocaust2000' oder 'ausländerraus' etc. nicht zur Anmeldung" zugelassen werden. GMX bestätigte allerdings auf Anfrage, dass es bereits eine "ständig aktualisierte" Ausschlussliste für Mail-Adressen mit Begriffen gibt, "die eindeutig radikalen oder beleidigenden Bezug haben". (Michael Klarmann)
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