Hamburg kauft transportable autonome Blitzer

Viele Autofahrer wissen, wo in Hamburg die 28 stationären Blitzer die Einhaltung der Geschwindigkeit überwachen. Entsprechend wird das Tempo häufig nur sehr gezielt gedrosselt. Der Senat will Rasern nun mit neuen mobilen Geräten „Flächendruck“ machen

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Jenoptik Semistation
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Von
  • dpa

Der Name beschreibt es gut - dieses Blitzgerät ist stationär - aber eben nicht dauernd. Jenoptik nennt seine transportable, automatische Geschwindigkeitsmessanlage daher "Semistation".

(Bild: Jenoptik)

Die Hamburger Polizei soll nach dem erfolgreichen Test von auf Anhängern montierten Geschwindigkeitsmessgeräten weitere mobile Blitzer erhalten. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen hervor. Demnach werde nach Auswertung der Testphase nur noch über die Zahl der neuen Geräte und den Zeitpunkt ihrer Anschaffung entschieden. Mit den Geräten sollen Geschwindigkeitsübertretungen eingedämmt werden, die nach wie vor eine der bedeutendsten Unfallursachen in der Stadt seien.

„Die Einhaltung des Tempolimits ist nicht optional“, sagte der Innenexperte der SPD-Fraktion, Sören Schumacher. „Sie ist vielmehr ein ganz bestimmender Faktor, wenn es um verkehrssichere Straßen in unserer Stadt geht.“ Deshalb sei es richtig, dass sich die Innenbehörde angesichts zunehmender Geschwindigkeitsverstöße mit der neuen Radar-Technologie auseinandersetze.

In der rund vierwöchigen Testphase waren die beiden Geräte laut Senat zusammen knapp 1800 Stunden an wechselnden Orten im Einsatz. Dabei hätten sie mehr als 28.000 Mal ausgelöst. „Bedenkt man, dass Blitzer in Hamburg erst ab einer Überschreitung von neun Stundenkilometern auslösen, ist es erschreckend, wie oft die neuen Anhänger in der Erprobungsphase geblitzt haben“, sagte der Verkehrsexperte der Grünen, Martin Bill.

Wie oft die Messungen der Anhänger-Blitzer zu Anzeigen geführt haben, ist laut Senat aber noch nicht ausgewertet. Die bisher verwendeten 32 herkömmlichen mobilen Messgeräte führten im ersten Halbjahr dieses Jahres zu insgesamt mehr als 132.000 Anzeigen – im Schnitt gut 4100 pro Gerät in sechs Monaten. Die dadurch erzielten Einnahmen aus Verwarnungs- und Bußgeldern stiegen zum Vorjahr um rund 1,3 Millionen auf knapp 4,4 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Die 28 stationären Blitzer brachten in dieser Zeit gut 6,1 Millionen Euro in die Kasse und damit mehr als doppelt so viel wie im Vergleichzeitraum 2017. Im Laufe des Jahres sollen sechs neue Geräte aufgestellt werden.

Der Senat betonte die Vorteile der mobilen Geschwindigkeitsmessung gegenüber stationären Geräten, die – da vielen Autofahrern bekannt – lediglich auf einem Abschnitt zwischen 200 und 500 Metern zu einer Temporeduzierung führen würden. Allerdings sei der Personaleinsatz bei den bisher genutzten mobilen Geräten hoch. „Der Betrieb dieser Anhänger ist flexibel an wechselnden Standorten ohne die dauerhafte Anwesenheit von Personal möglich“, schreibt der Senat. Damit könne die Zahl der Messungen – auch nachts und am Wochenende – spürbar erhöht und durch wechselnde Standorte „Flächendruck“ erzeugt werden.

Bill zeigte sich optimistisch, „dass wir damit insbesondere in Tempo-30-Zonen, vor Schulen und Kitas die Kontrolldichte erhöhen können.“ Mobile Blitzer erzeugten „ein gewisses Maß an Unsicherheit und fordern damit konsequent die Einhaltung des Tempolimits“, betonte Schumacher. (fpi)