Volldampf geradeaus

30 Jahre Kawasaki ZX-10

1988 wollte Kawasaki absolute Klarheit schaffen. Die ZX-10 war kein leichtes Sportmotorrad, das für flotte Runden auf der Rennstrecke konzipiert war, sondern ein Speed-Monster, das die Konkurrenz in Sachen Höchstgeschwindigkeit klar abhängte. Das erste Powerbike mit Aluminiumrahmen wird 30

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Kawasaki ZX-10 15 Bilder
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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Im Jahr 1988 wollte Kawasaki in der Diskussion, wer das schnellste Serienmotorrad baut, absolute Klarheit schaffen. Die ZX-10 war kein leichtes Sportmotorrad, das für flotte Runden auf der Rennstrecke konzipiert war, sondern ein Speed-Monster, das die Konkurrenz in Sachen Höchstgeschwindigkeit klar abhängte. Das erste Powerbike mit Aluminiumrahmen wird dieses Jahr bereits zum Oldtimer.

Vor dreißig Jahren war das Wettrüsten unter den japanischen Motorradherstellern in vollem Gange. Man überbot sich jedes Jahr an PS-Zahlen und Höchstgeschwindigkeit. Die Käufer machten begeistert mit, schließlich gab es dem Besitzer ein Gefühl der Überlegenheit, wenn das eigene Motorrad ein paar PS mehr leistete als das des Kollegen. Die am häufigsten gestellte Fragen bei einem neuen Modell war dann auch: „Wie schnell kann die fahren?“

Der Topspeed war ein wichtiges Kaufargument. Kawasaki beschloss deshalb, ein Powerbike zu bauen, dass kompromisslos auf Höchstgeschwindigkeit ausgerichtet war. Handlichkeit oder geringes Gewicht, wie es bei den für die Rundstrecke konzipierten Bikes im Vordergrund stand, interessierten nicht, wichtig war einzig, dass das Motorrad gewaltig Dampf hatte und auch jenseits von 200 km/h noch absolut ruhig geradeaus lief. Die Fahrwerke waren lange der Schwachpunkt bei den PS-starken Motorrädern gewesen und bescherten Tuning-Firmen, die stabile Rahmen bauten, wie Egli oder Bimota, volle Auftragsbücher.

Aluminium statt Stahl

Spätestens seit Suzuki 1985 den radikalen Sportler GSX-R 750 auf den Markt gebracht hatte, waren leichte Rahmen aus Aluminium ein Muss bei Sportmotorrädern. Doch die Schattenseite war deren geringe Verwindungssteifigkeit. Der erste GSX-R 750-Jahrgang war berüchtigt für seine ausgeprägten Pendelneigungen bei hohen Geschwindigkeiten. Um den haarsträubenden Effekt zu unterdrücken, mussten die Aluminiumstreben im Durchmesser wachsen, um an die Stabilität von Stahlrahmen heranzureichen.

Kawasaki brachte 1986 das Sportmotorrad GPZ 1000 RX mit einem Rahmen aus Stahlrohren auf den Markt, um die legendäre GPZ 900 R zu ersetzen. Das neue Modell floppte jedoch, es war zu schwer und unhandlich, die Fans der giftgrünen Marke bevorzugten weiterhin die 900er. Das nagte natürlich am Stolz der Kawasaki-Ingenieure und 1988 präsentierte man mit der ZX-10 ein völlig neu konzipiertes Powerbike mit einem massiven Aluminiumrahmen, dessen breit geführten Rechteckrohre den Lenkkopf mit dem Schwingendrehpunkt in einer Linie verbanden.

Modifizierter Motor mit 135 PS

Der Reihenvierzylinder mit 74 mm Bohrung und 58 mm Hub basierte auf dem des Vorgängermodells GPZ 1000 RX (der wiederum eine Weiterentwicklung des GPZ 900 R-Motors war) mit unveränderten 997 cm3 Hubraum. Für die ZX-10 wurde er jedoch kräftig abgespeckt, es kamen leichtere Kolben und Pleuel zum Einsatz. Auch der Ventiltrieb wurde erheblich modifiziert, Kawasaki verzichtete auf Einstellschrauben, stattdessen wurde das Spiel über Einstellplättchen justiert.