Antenne für Tierbeobachtung erfolgreich an ISS montiert

Von der ISS aus sollen bald mit Minisendern ausgestattete Tiere auf der Erde beobachtet werden. Die Antenne dafür wurde nun installiert.

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Antenne für Tierbeobachtung erfolgreich an ISS montiert
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Mit der erfolgreichen Montage einer Antenne an der Internationalen Raumstationen ISS haben zwei russische Kosmonauten in der Nacht zum Donnerstag ein deutsch-russisches Projekt zur Tierbeobachtung entscheidend vorangebracht.

Vor dem Einsatz musste die Icarus-Antenne unter anderem Hochfrequenztests unterzogen werden.

(Bild: Max-Planck-Institut für Ornithologie /MaxCine)

Bei dem mehr als siebenstündigen Einsatz montierten die Raumfahrer Oleg Artemjew und Sergej Prokopjew eine Antenne an der Außenhülle der ISS. Sie ist entscheidend für das sogenannte Icarus-Projekt – ein wissenschaftliches Mammutvorhaben, mit dem die Forscher das Leben auf der Erde ganz neu verstehen wollen. Der Antennenblock besteht aus drei bis zu zwei Meter langen Empfangs- und einer Sendeantenne. Die Empfangsantennen können weltweit die Daten von mehr als 15 Millionen Sendern empfangen, die sich irgendwo auf der Erde bewegen.

Ziel dieses Projektes ist es, Bewegungen von Tieren auf der Erde besser zu erfassen. Forscher wollen die Tiere mit daumennagelgroßen schweren Mini-Sendern ausstatten und mit Hilfe der ISS beobachten. Die nur fünf Gramm schweren Geräte können GPS-Signale empfangen und enthalten Sensoren für Temperatur, Geschwindigkeit und Magnetfelder. Davon erhoffen sich die Wissenschaftler Aufschluss etwa über Wanderungen von Zugvögeln, was zum Artenschutz beitragen soll. Zudem soll Icarus in der Zukunft als Frühwarnsystem etwa für Naturkatastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche dienen.

Martin Wikelski, Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie, stattet einen Projektmitarbeiter mit Mini-Sender aus.

(Bild: Max-Planck-Institut für Ornithologie / MaxCine )

Das Projekt könnte die These stützen, dass Tiere etwa vor dem Ausbruch von Naturkatastrophen unruhig werden oder ihr Verhalten ändern. Auch Schädlingsplagen könnten wirksamer bekämpft werden. Störche rasten auf ihrem Zug nach Süden etwa in der Nähe von großen Heuschreckenschwärmen – mit Hilfe von Icarus sollen diese lokalisiert werden, erklärte der wissenschaftliche Leiter des Icarus-Projektes, Professor Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell.

"Wir erhoffen uns Klarheit darüber, welchen Zugweg die heimischen Vögel wählen, damit wir unsere Schutzbemühungen an den Rastplätzen gezielt ausrichten und wissenschaftlich abgesicherte Vogelschutzforderungen an die EU-Kommission stellen können", sagte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die Naturschützer haben gemeinsam mit einem maltesischen Partnerverband Turteltauben mit Sendern ausgerüstet, die mit der Antenne auf der ISS interagieren sollen.

Der Nabu erhofft sich ferner, etwa Auswirkungen des Klimawandels auf Zugtiere beobachten zu können und Erkenntnisse etwa zur Übertragung von Krankheiten zu gewinnen. Neben Vögeln sollen auch Fledermäuse, Meeressäuger, Fische und Schmetterlinge beobachtet werden. Das eigentliche Projekt soll Anfang 2019 starten. Die Vorbereitungen dafür dauerten fast zwei Jahrzehnte. Beteiligt sind neben Roskosmos vor allem die Max-Planck-Gesellschaft, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Universität Konstanz. Die deutschen Partner finanzieren die Entwicklung der Technik, die Russen kümmern sich um den Transport und die Installation im All.

Es ist der erste Außeneinsatz für den Bordingenieur Prokopjew. Der Kosmonaut war gemeinsam mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst im Juni am Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde angekommen. Gerst überwachte den Außeneinsatz seiner russischen Kollegen vom Inneren der Raumstation. (axk)