Universeller Linux-App-Standard Flatpak erreicht Version 1.0

Das Format zum Erleichtern der Softwareinstallation bei Linux hat jetzt alle wesentlichen Funktionen. Der zugehörige App-Store gilt jetzt als alltagstauglich

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Das Projekt Flatpak hat Version 1.0 seiner Werkzeugsammlung freigegeben, die Linux-Anwendungen in Paketen verschnüren, die das Framework unter nahezu allen modernen Linux-Distributionen ausführen kann. Der Versionssprung soll klarmachen, dass die Software jetzt alle wesentlichen geplanten Funktionen bietet. Mit Erreichen dieses Meilensteins haben die Entwickler auch das "Beta"-Siegel auf Flatpak.org entfernt, um zu verdeutlichen, dass die einem App-Store ähnelnde Verteilplattform für mit Flatpak gepackte Anwendungen ("Flatpaks") jetzt alltagstauglich sei.

Der Flathub bietet zahlreiche quelloffenen und proprietären Programme als Flatpak an.

Flatpak selbst ist schon länger alltagstauglich und in Distributionen leicht nachinstallierbar oder standardmäßig eingerichtet. Über das Framework lassen sich etwa im Handumdrehen aktuelle Versionen von quelloffenen Anwendungen wie Gimp, Kdenlive, LibreOffice und VLC nachinstallieren, falls die verwendete Distribution an ältere Ausgaben festhält. Ferner lassen sich auch proprietäre Anwendungen wie Skype, Spotify oder Steam leicht aufspielen.

Flatpaks von diesen und zahlreichen weiteren Programme finden sich auf Flathub.org, das die Flatpak-Macher als erste Anlaufstelle für den Vertrieb und die Beschaffung von Flatpaks geschaffen haben. Entwickler oder interessierte können Flatpaks aber auch über einen eigenen Webseiten vertreiben. Das ist einer der wichtigsten Unterschiede zum Linux-App-Format "Snap", das von Canonical vorangetrieben wird und mit Flatpak konkurriert: Snap hängt stark am Tropf des Snap-Stores, den Snap-Triebkraft Canonical mit einer proprietären Software betreibt und ähnlich kontrolliert wie Apple es mit seinem App Store, Google beim Play Store oder Valve bei Steam machen.

Ein seit heute kostenlos abrufbarer c't-Artikel hat sich Flatpak und Snap vor einiger Zeit näher angesehen.

Details zu solchen Eigenschaften und die wesentlichsten Unterschieden der zwei Ansätze erläutert der Artikel Universalpakete – Flatpak und Snap sollen App-Installationen unter Linux revolutionieren, der in c't 17/2016 erschienen ist und seit heute kostenlos abrufbar ist. Beide Produkte haben sich seitdem weiterentwickelt (Flatpak ist dadurch etwa mittlerweile einfacher zu nutzen), an den Grundkonzepten hat sich aber wenig geändert; Snap hat allerdings mittlerweile eine Möglichkeit, die ähnliches erlaubt wie die Runtimes von Flatpaks. Vor einigen Monaten hat sich c't den beiden Paketformaten im Artikel App-Formate sollen Softwareinstallation bei Linux revolutionieren im Rahmen einer Titelstrecke "Linux erfindet sich neu" abermals gewidmet, zu der das Magazin auch ein Video veröffentlicht hat:

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Die Versionsnummer 1.0 ist nicht nur ein Aushängeschild, denn die neue Flatpak-Version bringt auch allerlei Neuerungen zur bisherigen Stable-Versionslinie 0.10. So wollen die Entwickler die Installation und Updates von Flatpaks beschleunigt haben. Außerdem wurden Wege geschaffen, damit Programme sich nach einem Update selbst neustarten können. Anwendungen können von ihnen ausgeführte Software jetzt auch mit den Sandbox-Techniken moderner Linux-Kernel in die Schranken weisen; das gelang bislang nicht ohne weiteres, weil Flatpak diese Techniken bereits selbst nutzt, um die mit von ihm ausgeführten Programme im Zaum zu halten.

Bereits kurz vor Freigabe der Version 1.0 haben die Flatpak-Entwickler eine neue Lautzeitumgebung veröffentlicht, die aktiver gepflegt werden soll als die bisherige. Anwendungen können diese als Basis nutzen, denn ähnlich wie bei Containern mit Docker & Co. bringen Flatpaks alles mit, was sie zur Ausführung benötigen; durch Tricks landen identische Dateien aber trotzdem nur einmal auf der Platte, um den Speicherverbrauch zu reduzieren.

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Eine Mitteilung zum Erreichen der Version 1.0 erläutert Hintergründe zu Flatpak und der neuen Version. Weitere Details zu den mit 1.0 eingeführten Verbesserungen nennen die Freigabehinweise für Flatpak 1.0. (thl)