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Die Siedler: Wundervolle Wusel-Wiederkehr

Blue Byte arbeitet mit dem Schöpfer der Siedler-Reihe an einem neuen Serienableger. Wird für Siedler-Fans jetzt endlich alles gut?

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Die Siedler: Wundervolle Wusel-Wiederkehr

(Bild: Ubisoft)

Lesezeit: 5 Min.
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Die Siedler sind Kult. Im kommenden Jahr wuseln sie nach ein paar mittelmäßigen Ausgaben und einem Browser-Spiel wieder los: Blue Byte entwickelt 25 Jahre nach Release des ersten Teils eine neue Ausgabe von "Die Siedler", die an die Qualität der früheren Spiele anknüpfen soll. Das könnte sogar klappen, zumal Serienschöpfer Volker Wertich den Creative Director gibt.

Die Siedler-Neuauflage, die einfach "Die Siedler" heißt, sieht richtig gut aus. Nicht nur im aufpolierten Trailer, den Blue Byte zur Ankündigung im Rahmen der Gamescom veröffentlicht hat. Bei einer Präsentation auf der Spielemesse hat der deutsche Spiele-Entwickler auch live eine sehr frühe Version des Aufbaustrategiespiels gezeigt, die schon recht rund wirkte. Die Siedler basiert auf der Snowdrop-Engine, die Ubisoft auch bei The Division einsetzt und wohl als Gegenstück zur EA-Alleskönner-Engine Frostbite in Stellung gebracht werden soll. Das neue Siedler-Spiel sieht darin sehr hübsch aus, wirkt aber immer noch etwas comichaft abstrahiert.

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Da schaut man gerne hin, zumal Blue Byte bei den Animationen nochmal eine Schippe draufgepackt hat. Holzfäller (und jetzt auch Holzfällerinnen!) klopfen mit der Axt auf Bäume ein, machen dann irgendwann eine Pause und verspeisen ihr Mittagsgericht, das ein anderer Siedler vorher zu ihrem Arbeitsplatz getragen hat. Blue Byte hat bei der Gamescom-Präsentation viel Zeit dafür aufgebracht, diese liebevollen Details einzufangen und den Zuschauern zu zeigen. Das ist gut verständlich, denn die Animationsvielfalt ist einfach beeindruckend. Bei einem Spielstand waren laut Blue Byte mehr als 3000 Siedler in der Stadt unterwegs, es wird also mehr gewuselt denn je. In der Pre-Alpha-Version litt die Performance darunter aber noch deutlich.

Die guten alten Siedler-Tugenden scheinen im neuen Ableger wieder vorhanden zu sein – für einen kleinen Nostalgie-Anflug sorgten zum Beispiel die farbigen Grenzsteine, die die Reichweite des Einflussgebietes markieren. Es gibt hier und da kleine Veränderungen, insgesamt aber keine revolutionäre Idee, die die Siedler-Identität im Kern verändern würde – das ist wohl auch besser so.

Zu den kleinen Änderungen gehören zum Beispiel die Häuser. Die werden nun nicht mehr gebaut, um das Zivilisationslimit zu erhöhen, sondern stellen die neue Ressource Nahrung bereit. Arbeitende Siedler erschöpfen mit der Zeit und können nur tüchtig weiterwerkeln, wenn sie mit zünftigen Speisen versorgt werden. In den Eigenheimen werden diese Mahlzeiten zubereitet. Obwohl es kein Zivilisationslimit mehr gibt, wird man also weiterhin keine Riesen-Industrie ohne Wohnhäuser auf die Beine stellen können.

Auch den kriegerischen Part hat Blue Byte etwas überarbeitet. Einheiten bemannen die gebauten Mauern automatisch, wenn sie in deren Nähe postiert werden. Sie werden nun außerdem von einem General angeführt, der Spezialfertigkeiten einsetzen kann. Ruft der zum Angriff, stellt sich die Siedler-Armee erstmal in Formation auf: Axtmänner nach vorne, Schwertkämpfer in die Mitte, Bogenschützen nach hinten, sehr vorbildlich. In der Gamescom-Demo war diese Schlachtenordnung allerdings kurzlebig, schnell brach Chaos aus. Ein Total War wird aus Die Siedler also nicht. Auch die Kampfanimationen bleiben vergleichsweise familienfreundlich.

Die Siedler - Neuauflage 2019 (8 Bilder)

(Bild: Ubisoft)

Wer sich geschickt anstellt, kann Konflikte nun auch anders lösen. In der neuen Arena kann man mit dem eigenen Champion den besten Krieger des Feindes herausfordern. Die Bürger der unterlegenen Fraktion verlieren dann an Moral und können rebellieren, wenn man sie nicht besänftigt. Dann kann es sogar passieren, dass ein gesamtes Gebiet des Feindes samt Siedlern und Bauwerken plötzlich zur anderen Seite überläuft. Ob sich dieses Zufriedenheits-System noch an anderen Stellen im Spiel niederschlägt, hat die Ubisoft-Tochter Blue Byte noch nicht erklärt.

Strategiespiele auf dem PC sind selten geworden. Schön, dass mit Die Siedler endlich mal wieder so ein Spiel auf den PC kommt – Konsolenversionen wurden erstmal nicht angekündigt. Und Ubisoft muss man es anrechnen, dass Blue Byte mit Anno und Die Siedler weiterhin "altmodische" Spiele machen darf. Die Entwickler wirkten auf der Gamescom aufrichtig begeistert, ihr Spiel vorzeigen zu dürfen. Das merkte man der frühen Version von Die Siedler auch an. Die Siedler soll im Herbst 2019 auf den Markt kommen. Im November 2018 erscheint noch die History Collection, die sieben Serienklassiker beinhaltet.

Siehe dazu auch:

(dahe)