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Cyberpunk 2077: Raues Rollenspiel mit Top-Grafik

CD Projekt Red ist für seine derben Spiele bekannt. Im Interview erklärt der polnische Entwickler das Konzept des neuen Cyberpunk-Spiels.

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Cyberpunk 2077: Die Zukunft ist Punk

(Bild: CD Projekt Red)

Lesezeit: 4 Min.

Eines der größten Spiele auf der diesjährigen Gamescom ist "Cyberpunk 2077". Das polnische Studio CD Projekt Red arbeitet bereits fünf Jahre an dem Open-World-Rollenspiel und ein Veröffentlichungstermin ist noch immer nicht in Sicht. "Wir sind fertig, wenn wir fertig sind", erklärt Maciej Pietras, der leitende Cinematic Animator im Interview mit heise online. Er ist verantwortlich für die Animationen der Figuren in der Welt von Cyberpunk 2077, von dem wir bereits zur E3 im Juni einen ausführlichen Eindruck bekamen.

Cyberpunk 2077 (17 Bilder)

In der Welt des Cyberpunk geht es hart zur Sache. Die Menschen putschen sich mit Implantaten und Drogen auf. Die USK wird das Spiel wohl erst ab 18 Jahren freigeben.
(Bild: CD Projekt Red)

Eine der wichtigsten Änderungen gegenüber "The Witcher" ist der Wechsel in die First-Person-Perspektive. "Damit ziehen wir den Spieler stärker in die Handlung", erklärt Pietras. Die Kamera kann in Zwischenszenen jedoch einen anderen Blickwinkel einnehmen. Bei Autofahrten blickt man entweder aus dem Cockpit oder schwebt hinter dem Fahrzeug. Alles wird in Echtzeit in der Engine berechnet. Es gibt keinerlei vorgerenderte Filmszenen oder Ladeunterbrechungen.

Die Macher schrecken nicht davor zurück, explizite Gewalt- und Sexszenen zu zeigen. "Wir bringen den Punk zurück in den Cyberpunk", sagt Pietras. Die Figuren agieren aggressiv in der rauen Gang-Welt, nicht so kühl wie in typischen Tech-Noir-Thrillern. Da die Körperimplantate der Cyberpunks Nebenwirkungen haben, greifen die Charaktere häufig zu Inhalatoren mit Drogen, die die Ansicht verzerren und in grelle Farben tauchen. Kompromisse für eine niedrigere Altersfreigabe wolle man nicht eingehen: "Wir machen Unterhaltung für Erwachsene", sagt Pietras.

Maciej Pietras ist für die filmreifen Animationen in Cyberpunk 2077 verantwortlich

(Bild: heise)

Was bei der Demonstration in Köln auffällt, ist der hohe Detailgrad, mit dem die Macher die Welt gestaltet haben. Die riesige pulsierende Stadt, in der der Spieler als Ermittler unterwegs ist, sieht heruntergekommen und dreckig aus. "Alle Gebäude und Innenräume werden von uns per Hand gestaltet, wir nutzen keine prozeduralen Elemente", erläutert Pietras den Aufwand. Grafisch kann das Spiel locker mit aktuellen Ego-Shootern mithalten und trumpft mit aufwendigen Figuren- und Gesichtsanimationen auf. Doch bietet es eine wesentlich größere Welt als typische Korridor-Shooter.

Der Spieler hat bei jeder Mission verschiedene Optionen zur Auswahl, welcher Fraktion er vertrauen soll und ob er eine Begegnung friedlich oder gewaltsam löst. Jeder Ausrüstungsgegenstand hat besondere Attribute und die Umwelt reagiert auf die Entscheidungen des Spielers. Als hätte man Deus Ex auf GTA getrimmt und dem Spiel die Grafik eines erstklassigen Ego-Shooters verpasst – inklusive Glitch- und Zeitlupeneffekten sowie Gewehren, die Gegner "über Bande" hinter ihrer Deckung treffen. Raytracing sei derzeit aber nicht geplant, erklärt Pietras: "Wir schauen uns die Technik mit Interesse an."

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Wie man in Cyberpunk 2077 überlebt, bleibt dem Spieler überlassen. Er muss sich nicht zu Beginn auf eine Klasse festlegen, sondern kann seinen Charakter – egal ob männlich oder weiblich – im Laufe des Spiels spezialisieren. Eine große Rolle spielt beispielsweise das Hacken. In einer Szene nutzen es die Gegner, um eine Art Lügendetektor direkt mit dem Gehirn der Figur des Spielers zu verknüpfen. In den Dialogen kann der Spieler dann immer noch entscheiden, ob er sein Gegenüber anlügt oder die Wahrheit sagt. Meist hat er drei Dialogoptionen zur Wahl. In einer anderen Szene setzt der Spieler seine Gegner mit Hilfe von Hacks außer Gefecht. Das Grundsystem orientiert sich dabei an der Pen-&-Paper-Rollenspielvorgabe "Cyberpunk 2020" von Mike Pondsmith. CD Projekt Red hat sich für die Computerspielumsetzung jedoch neue Elemente einfallen lassen.

Obwohl der Eindruck schon jetzt hervorragend ist, wird man sich wohl noch gedulden müssen. In Kreisen munkelt man, dass es nicht im kommenden Jahr, sondern – passend zur Vorlage – eher 2020 veröffentlicht wird. Denn CD Projekt Red entwickelt für "Cyberpunk 2077" unzählige Modelle, Inhalte und Spielmechaniken neu, die in der Mittelalterwelt von "The Witcher" nicht vorkamen. "Quasi jede Abteilung in unserem Studio setzt neue Techniken ein, die wir zuvor in "The Witcher" nicht benutzt haben", erklärt Pietras. Klar ist nur, dass das Spiel auf PCs und der aktuellen Konsolengeneration Xbox One und PS4 erscheinen soll.

Siehe dazu auch:

(hag)