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Gamescom: Parteien streiten über Förderung von Spieleentwicklung und E-Sport

Auf der Gamescom präsentieren sich alle Parteien als Freunde der Spieler. Nur im Detail gibt es Streit um die Förderung von Spieleentwicklung und E-Sport.

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Gamescom Congress: Parteien streiten um Förderung von Spieleentwicklung und E-Sport

Teilnehmer des E-Sport-Events «ESL One Hamburg» spielen in Hamburg in der Barclaycard Arena «Dota 2».

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Große Koalition der Spielefreunde: Auf der Gamescom in Köln präsentierten hochrangige Vertreter von CDU, SPD, FDP, Grünen und Linke ihre Ansichten zur Spielepolitik. Dabei sind sich alle einig, dass man die Spieleentwicklung und den E-Sport fördern wolle – nur bei der Umsetzung gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Bei der Diskussion, die von den Streamern Lisa Sophie Laurent und Peter Smits moderiert wurde, zeigte sich recht schnell: Der Besuch der Kanzlerin im vergangenen Jahr hatte den Diskurs verändert. Zuvor wurde von der Politik immer wieder der Jugendschutz angemahnt, Entwicklungen wie First-Person-Shooter kritisiert und der Besuch der Gamescom den Junior-Politikern überlassen. Nun stellen Politiker aus der ersten Reihe die Spielebranche durchweg als Innovationstreiber, Wirtschaftsfaktor und Kulturträger dar.

Dass Computerspielen als vollwertiger Sport anzusehen ist, steht zumindest für die in Köln anwesenden Politiker außer Frage. "Ich glaube, die Debatte ist vorbei", sagte Michael Kellner, Politischer Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90 / Die Grünen. Sein Kollege Jörg Schindler von Die Linke bekräftigte den Standpunkt: "E-Sport ist Sport. So einfach."

Mit politischen Willenserklärungen alleine sei aber kein Fortschritt zu erzielen, betonte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. "Wir können nicht im Bundestag beschließen, dass E-Sport olympisch wird", sagte er. So hatte sich der IOC-Vorsitzende Thomas Bach vor kurzem gegen eine schnelle Aufnahme von E-Sport ausgesprochen – auch in deutschen Verbänden gibt es teilweise heftigen Widerstand.

Insbesondere First-Person-Shooter sind für viele Funktionäre ein rotes Tuch, für E-Sport-Ligen aber unverzichtbar. Hier setzt Klingbeil auf die Macht der Basis: "Die klassischen Sportvereine werden profitieren, wenn sie sich für E-Sport öffnen", ist sich der Politiker sicher. Und wenn die Sportvereine mitmachten, könnten sich die Verbände nicht dauerhaft sperren.

Auf dem Gamescom Congress gaben Politiker von CDU, SPD, Bündnis 90 / Grüne, FDP und Linke Auskunft über ihren Standpunkt zu Spieleförderung und E-Sport: Lars Klingbeil (SPD), Nicola Beer (FDP), Jörg Schindler (Die Linke), Michael Kellner (Bündnis 90 / Grüne) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) (v. l. n. r.).

(Bild: heise online / Torsten Kleinz)

FDP-Generalsekretärin Nicola Beer wies jedoch darauf hin, dass es auch jenseits der Frage, ob E-Sport olympisch werden sollte, genug Handlungsbedarf gebe. So seien bei E-Sport-Turnieren bereits Teams ausgetauscht worden, weil die vorgesehenen Teilnehmer keine Einreisegenehmigung bekommen hätten. Hier sei die Bundesregierung gefragt, die Visa-Bedingungen anzupassen. "Auch für das Thema Gemeinnützigkeit von E-Sport-Vereinen brauchen Sie nicht das IOC", betonte Beer.

Erstes Projekt der Bundesregierung ist jedoch zunächst das im Koalitionsvertrag festgeschriebene neue Bundesförderprogramm für Spieleentwickler, das sich anders als bisher nicht nur auf kleine Entwickler und kulturell wertvolle Spiele beschränken soll. Zur Eröffnung hatte Digital-Staatsministerin Dorothee Bär erklärt, dass das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unter Minister Andreas Scheuer (CSU) die Verantwortung für das Programm übernommen habe.

Weitere Details dazu stehen jedoch noch nicht fest. So verwies CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer darauf, dass es zunächst darauf ankomme, wie viel Geld in den anstehenden Haushaltsberatungen für die Förderung bereitgestellt werde – erst dann könne man sich mit den Förderrichtlinien beschäftigen. Öffentlich zur Debatte steht bisher lediglich das Konzept des Gamescom-Veranstalters, dem Branchenverband Game. Der Verband will einen Fond von 50 Millionen Euro auflegen, von dem auch internationale Konzerne bei der Produktion von Blockbustern profitieren könnten.

Koalitionspartner Klingbeil konnte sich bei der Diskussion einige Spitzen gegenüber der Kollegin von der CDU nicht verkneifen: So zeigte er sich enttäuscht, dass das Förderprogramm nicht im Bundeskanzleramt selbst angesiedelt ist. "Ob ich Vertrauen darauf habe, dass Herr Scheuer schnell arbeitet, das lasse ich jetzt mal offen", sagte Klingbeil. Auch dass Horst Seehofer (CSU) als Bundesminister des Inneren auch für die Förderung des E-Sports zuständig ist, sorgte eher für Erheiterung.

Dass zum Spielen eine funktionierende Internetverbindung gehört, ist auch in der Politik angekommen. "Wir wissen, dass wir als Politiker am Fortschritt des Breitbandausbaus gemessen werden", sagte Klingbeil. So gebe es in seinem Wahlkreis noch Dörfer, in denen man kein YouTube-Video gucken könne.

Kramp-Karrenbauer sieht hier die Bundesregierung auf einem guten Weg: "Das Geld ist da - es geht nun darum, dass das erste Förderprogramm schnell ausgerollt wird." So scheitere der Ausbau derzeit konkret eher an den mangenden Kapazitäten für Tiefbau oder der Verfügbarkeit von Glasfasern, nicht aber an politischer Unterstützung. (olb)