Wie Smartphone-Kameras Spiegelreflex-Systeme imitieren
High-End-Smartphones versprechen höhere Lichtstärke, optisches Zoom und Bokeh. Den Spiegelreflex-Look simulieren Algorithmen und Multikamera-Systeme.
Die Miniaturisierung der Fotografie hat clevere optische Konstruktionen hervorgebracht. Dennoch muss ein lichtstarkes System mit hohem Zoomfaktor nach wie vor eine gewisse Länge haben und die Lichtstrahlen auf einem ausreichend großen Sensor bündeln – zumal wenn es gestalterisch wertvolle Tiefenunschärfe zeichnen soll, die den Hintergrund nahezu ausblendet und aus Lichtpunkten die charakteristischen scheibenförmigen Lichtreflexe formt. Ein Smartphone-Gehäuse ist dafür viel zu klein.
Fotografieren mit Algorithmen
Deshalb greifen immer mehr Hersteller zu einem Trick. Sie bauen zwei oder mehr handelsübliche Kameramodule ins Gehäuse ein, die das Motiv simultan, aber auf unterschiedliche Art erfassen: aus leicht variierenden Perspektiven, mit unterschiedlichem Zoomfaktor oder in verschiedenen Farbspektren. Solche Arrangements liefern wertvolle Daten, die das Smartphone mit Hilfe diverser Algorithmen geschickt verarbeitet, etwa um Tiefeninformationen zu gewinnen oder die Qualität bei schlechten Lichtverhältnissen durch Überlagerung der Einzelfotos zu verbessern (Image Fusion). Dafür werden klassische Algorithmen aus der Stereo-Fotografie intensiv weiterentwickelt, für den Smartphone-Einsatz optimiert und auf Effizienz getrimmt. In der Videoverarbeitung bewährte Verfahren werden ebenso als Alternative oder Ergänzung erprobt wie maschinelles Lernen.
Konzepte fĂĽr Smartphone-Kameras (2 Bilder)

Corephotonics: FĂĽnffach-Zoom fĂĽrs Smartphone
(Bild: Corephotonics)
Dualkameratechnik steckt in Smartphones wie dem Google Pixel 2 (XL), dem Apple iPhone X oder dem Samsung Galaxy S9+. Das Huawei P20 Pro hat sogar drei Linsen, an einem Smartphone mit neun Kameras tĂĽftelt das Start-up Light.
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