Am besten gar keinen Alkohol trinken

Ältere Studien besagen, kleine Mengen an Alkohol schaden nicht. Dem widerspricht eine aktuelle Untersuchung: Wer gesund bleiben will, sollte abstinent leben.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Sind Schokolade, Wein, Kaffee und auch die eine Zigarette gar nicht so schädlich, wie wir immer dachten? Wie oft liest man von einer Studie, die etwas in dieser Richtung behauptet und damit unser Gewissen entlastet. "Business as usual in science", wertet die kanadische Gesundheitsjournalistin Julia Belluz für die Website Vox dieses Phänomen: "Dutzende von der Industrie geförderte Studien haben unsere Wahrnehmung von Speisen und Getränken geprägt – von den Blaubeeren, die wir zum Frühstück essen, bis zu dem Rotwein, den wir zum Abendessen trinken, und der dunklen Schokolade, die wir nachts zu uns nehmen."

Vor diesem Hintergrund betrachtet Belluz das vorzeitige Ende einer Studie der amerikanischen Gesundheitsbehörde National Institutes of Health (NIH) nur als konsequent. Denn erforscht werden sollte die Wirkung von "moderatem Alkoholkonsum auf kardiovaskuläre Erkrankungen", wie die Ärztezeitung auf ihrer Website schreibt. Nur stellte sich leider in diesem Frühjahr heraus, dass die Alkoholindustrie zum einen als Geldgeber beteiligt werden sollte, zum anderen aber auch in das Design der NIH-Studie involviert war: Das traurige Ergebnis war am Ende die wohl begründete Befürchtung dass bei der Durchführung der Studie "mögliche wichtige Konsequenzen des Alkoholkonsums wie Krebserkrankungen nicht adäquat berücksichtigt worden" wären. Der Abbruch war somit immerhin konsequent.

Werden die NIH die Frage nach dem Krebsrisiko wohl nicht so schnell beantworten, so springt eine gerade online bei The Lancet veröffentlichte Analyse in die Bresche: Die Übersichtsstudie macht Alkoholkonsum für fast 10 Prozent der weltweiten Todesfälle unter den 15- bis 49-Jährigen verantwortlich und warnt daher, dass sämtliche Ansichten über etwaige positive Wirkungen auf die Gesundheit überarbeitet werden müssen: "Wir haben festgestellt, dass das Risiko der Gesamtmortalität und insbesondere der Krebserkrankungen mit steigendem Konsum steigt und der Konsum, der den Gesundheitsverlust minimiert, gleich Null ist."

Es lohnt sich also nicht, drumherum zu reden. Selbst wenn es punktuelle Settings gibt, in denen Alkohol nicht gar so schädlich zu sein scheint: "Frühere Studien haben eine schützende Wirkung von Alkohol unter bestimmten Bedingungen gefunden", räumt etwa Max Griswold, Hauptautor der Studie vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der University of Washington, gegenüber der BBC ein. Doch er fügt sogleich hinzu: "Aber wir haben festgestellt, dass die kombinierten Gesundheitsrisiken, die mit Alkohol verbunden sind, mit jeglicher Menge Alkohol zunehmen." Anscheinend ist nur die Abstinenz allein gesund.

(inwu)