Westworld: Visionäres Kino

Klassiker neu gesehen: Crichtons "Westworld" von 1973 war in doppelter Hinsicht seiner Zeit voraus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Karsten Schäfer

Die Fernsehserie „Westworld“ von HBO bringt es in diesem Jahr auf die zweite Staffel und der Film, auf dem die Serie basiert, feiert sein 45-jähriges Jubiläum. Grund genug, den Klassiker noch einmal zu besuchen.

Der damals 30-jährige Michael Crichton schrieb das Drehbuch und führte auch Regie. Der Spielfilm handelt von dem Vergnügungspark Delos, in dem die Besucher für 1.000 Dollar am Tag im Alten Rom, im Mittelalter oder im Wilden Westen (Westworld) Abenteuer erleben können. Außer von den Besuchern werden diese Welten nur von menschlichen Robotern der jeweiligen Epoche bevölkert, die einzig zum Vergnügen der Besucher dienen – vornehmlich für Liebesspiele und zum Kampf.

Doch die Roboter sind so programmiert, dass sie Menschen nicht verletzen. Die Themenparks in Disneyland haben Crichton zu der Geschichte inspiriert. „Die Technologie ist im Wesentlichen da“, sagt Crichton in der Dokumentation „On Location with Westworld“. „Wenn Sie Abraham Lincoln in Disneyland sehen, das ist schon ziemlich gut. Und heute könnten sie das noch besser.“ Das war 1973. Und es sollte nicht die einzige Beobachtung bleiben, die Jahrzehnte später wieder ungewöhnlich aktuell ist.

Die Ingenieure in Delos hatten bald mit zunehmenden Fehlfunktionen ihrer Roboter zu tun. Die Erbauer wurden ihren Geschöpfen nicht mehr Herr, weil es niemanden gab, der sie komplett verstand. Denn viele von ihnen wurden schon von Computern entworfen. Schließlich entgleitet den Menschen vollends die Kontrolle. Die Roboter beginnen, Menschen zu töten. Heute sind die Ängste gegenüber künstlicher Intelligenz die gleichen.

Der Plot ist jedoch nicht das einzig Wegweisende an dem Low-Budget-Film für 1,25 Millionen Dollar. Westworld ist der erste Film, in dem computergenerierte Bilder (CGI) zum Einsatz kamen. Crichton wollte die Welt durch die Augen des Revolverhelden-Roboters, gespielt von Yul Brynner, zeigen und fragte beim Jet Propulsion Laboratory an. Dort wollte man für zwei Minuten 200.000 Dollar und neun Monate Zeit haben. Schließlich gewann Crichton den Sohn eines Experimentalfilmers für den Job, John Whitney jr. Das Equipment stellte Information International in Los Angeles zur Verfügung. In den 1970er-Jahren blieb der Einsatz von CGI selten, doch heute kommt fast kein Film mehr ohne aus.

Westworld Erhältlich bei Amazon Video, Ausleihe: 3,99 Euro, Kauf: 9,99 Euro, Blu-ray: 8,99 Euro.

(anwe)