Selbstmord sollte kein Tabuthema sein

Suizid darf weder falsch romantisiert noch totgeschwiegen werden. Wichtig ist ein achtsamer Umgang mit dem Thema.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Wenn ein Mensch freiwillig aus dem Leben scheidet, löst das große Betroffenheit unter den Mitmenschen aus. In den vergangenen Tagen war es der Sänger Daniel Küblböck, der während einer Kreuzfahrt – weit von der kanadischen Küste entfernt – über Bord gegangen ist. Er konnte nicht mehr aus dem Wasser gerettet werden und wurde bisher auch noch nicht gefunden, wie auf der Webseite des Nachrichtensenders n-tv berichtet wird. Es wird vermutet, dass der 33-Jährige, der 2003 bei der ersten "Deutschland sucht den Superstar"-Staffel den dritten Platz belegte und damit seine Gesangskarriere begründete, freiwillig gesprungen ist. Selbstmord also.

Warum er diesen Schritt machte – darüber gibt es natürlich zahlreiche Spekulationen: Wahrscheinlich hatte Küblböck am Ende nicht den beruflichen Erfolg, den er sich immer gewünscht hatte. So war er zum Beispiel dabei, sich zum Schauspieler ausbilden zu lassen, also quasi umzuschulen. Schon früher aber hatte er in Interviews geäußert, auf keinen Fall als der "Clown der Nation" enden zu wollen, wie die Hannoversche Allgemeine jetzt online berichtete.

In Deutschland töten sich jährlich rund 10.000 Menschen selbst. Trotz dieser recht hohen Zahl und der Präsenz des Phänomens glauben Experten, dass die Öffentlichkeit noch nicht richtig mit dem Problem umgeht. Barbara Schneider, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, sagte etwa im Deutschlandfunk, die Menschen hätten immer noch Angst, andere auf das Thema anzusprechen. Dabei sei jemand, der über einen Suizid nachdenke, meist sehr froh darüber, angesprochen zu werden, berichtete die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention gestern in der Sendung anlässlich des "Welttags der Suizidprävention".

Dieser weltweit seit 2003 begangene Gedenktag soll zum Beispiel daran erinnern, dass in Deutschland mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen sterben. Zugleich gibt er einen Anlass, zu reflektieren, wie diese Tode verhindert werden können. Barbara Schneider rät, darauf zu achten, wenn Menschen sich in letzter Zeit sehr verändert haben, eventuell finanzielle Probleme haben und von Selbsttötung reden oder sogar Vorbereitungen treffen.

Besonders wichtig ist es aber bei jungen Menschen, für erste Anzeichen sensibel zu sein. Denn in der Gruppe der 15- bis 25-Jährigen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache. Deswegen haben wir hier als Mitmenschen und als Gesellschaft die Aufgabe, besonders wachsam zu sein. Der Caritasverband hat, wie Deutschlandfunk Nova berichtet, zum "Welttag der Suizidprävention" einerseits einen eigenen Hashtag kreiert: #dubistmirwichtig. Andererseits gibt es von dem in Berlin lebenden Sänger Jonas Monar auch einen Song zu "#DuBistMirWichtig". Das Video zu dem Song ist übrigens dazu gedacht, es jenen zu schicken, um die man sich Sorgen macht.

(inwu)