Ein Keil namens „geil“

Der Lamborghini Countach, ein würdiger Miura-Nachfolger

Mit dem Lamborghini Countach schuf die Marke einen würdigen Nachfolger für den Miura. Der zweite Geniestreich der Marke kann als Fundament der ganzen Countach-Saga verstanden werden. Schließlich baute Lamborghini Sportwagen ausschließlich, um Ferrari zu demütigen

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Lamborghini Countach 12 Bilder
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn
Inhaltsverzeichnis

Machen wir Quatsch. Vergleichen wir den Lamborghini Countach und den Audi 80. Los geht´s. Der Lamborghini Countach ist 4,14 Meter lang. Damit ist er sechs Zentimeter kürzer als ein Audi 80. Hätten Sie es geahnt? Nein. Weil dieser Wagen überlebensgroß in unseren Köpfen parkt. Und das mit Recht. Nach dem Lamborghini Miura war dies der zweite Geniestreich von Lamborghini, der Enzo Ferrari auf die Palme bringen sollte. Eine Geschichte, die als Fundament der ganzen Countach-Saga verstanden werden kann. Schließlich wurden die Sportwagenambitionen von Lamborghini nur und ausschließlich auf die Straße gebracht, um Ferrari zu demütigen.

Ein Nachfolger für den Miura

Mit dem Miura hatte Lamborghini seine erste Schlacht gegen den Commendatore gewonnen. Trotz abenteuerlichen Fahrverhaltens. Schließlich gilt das Auto bis heute als eines der schönsten, die je gebaut wurden. Wahrscheinlich auch, weil so wenige einen fahren durften, denn dann löst sich die Begeisterung schnell auf. Aber egal.

Ferruccio Lamborghini genoss den Erfolg und den Schatten der prominenten Kundschaft. So gab Frank Sinatra zu Protokoll, dass Ferrari fahre, wer jemand sein wolle, während jeder, der schon jemand ist, Lamborghini fahre. Sprach es und bestellte sich einen Miura mit Leopardenfell-Tapete im Innenraum.

Der Nachfolger des Miura musste also ziemlich große Fußstapfen ausfüllen. Und Marcello Gandini, schon Anfang der 1970er Jahre ein Star der Designfirma Bertone, überlegte sich, wie so ein Auto wohl aussehen könnte. Seine Idee war, dass ein Nachfolger als solcher nicht erkennbar sein dürfte. Sonst würden die Vergleiche nie aufhören. Gandini wollte einen Bruch in der Tradition.

Und den entwarf er. Design, das bis dahin als Trend gegolten hatte, wurde aufgelöst. Er reihte und stapelte Dreiecke und Trapeze und erklärte den spitzen Winkel zum besten Freund des Autodesigns.

Nicht an Serienfertigung gedacht

Doch ein Problem hatte Gandini: eine Serienfertigung war nicht einmal angedacht, als das Fahrzeug 1971 auf dem Autosalon in Genf präsentiert wurde. Vielleicht ein paar Einzelstücke für ausgesuchte Kunden, aber sicherlich keine neue Serie. Allerdings geriet das Unternehmen in Schieflage. Ein paar Streiks hier, Absatzprobleme dort und schon musste Ferruccio seine Traktorensparte an die Same Group verkaufen und den Sportwagenbau mit Investoren am Leben erhalten. Und die wollten den Wagen.

Die und das Messepublikum. Denn Messearbeiter aus der Lombardei sahen den Wagen und riefen „Kuntasch“. Im Dialekt heißt das so viel wie „geil“ oder „das beste“ und ist eben auch ein Ruf der Freude. Lamborghini zögerte nicht lange und ging mit dem Wort zum Patentamt und zum nächsten Taufbecken. Und deswegen spricht man diesen Wagen auch „Kuhntasch“ aus und nicht „Kauntäck“ oder „Kauntasch“.