colspan=9: Über die Qualität unserer Stylesheets

Das Handwerk von CSS stirbt aus, kann man behaupten. Aber ist die Qualität unserer Stylesheets überhaupt wichtig? Das Gegenteil kann man vielleicht ebenso behaupten.

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Von
  • Jens Oliver Meiert

Das Handwerk von CSS stirbt aus, kann man behaupten. Aber ist die Qualität unserer Stylesheets überhaupt wichtig? Das Gegenteil kann man vielleicht ebenso behaupten.

Validierung war noch nie ein großes Thema in CSS. Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe: erstens zeigen sich Fehler recht gerne sofort, zweitens sind Stylesheets üblicherweise getrennt und werden nur an einer Stelle gepflegt, was Probleme beherrschbarer macht, und drittens ist es schon seit langem nötig, immer mal wieder experimentelle Eigenschaften zu benutzen, die dann oft in "False Positives" münden und einen beim Validieren "abstumpfen".

DRY CSS war ebenfalls noch nie en vogue. Das sagt sich vielleicht so salopp, aber wir haben Daten, dass speziell Deklarationswiederholung schon immer ein Problem war. Wir wiederholen uns oft und gerne in CSS.

Die Performance von Stylesheets war mal ein Thema, eher einem Missverständnis von dem Einfluss langsamer Selektoren und Deklarationswerte geschuldet, aber bei Selektoren wissen wir wiederum, dass ihre Performance in der Praxis oft vernachlässigbar ist.

Wenn aber das einfachste Mittel, die Qualität der technischen Umsetzung mittels Validierung zu überprüfen, kategorisch ignoriert wird, und Prinzipien wie wenig Code-Duplizierung ebenso, und nahezu alles andere heißer gekocht, als gegessen wird, was bleibt noch? Nichts, mag man sagen. So wie CSS gelebt wird, ist dies der wilde Westen und "alles geht". (Diesen Standpunkt habe ich auch mal bei A List Apart erörtert.) Ob dem immer so ist, das sei mal dahingestellt. Was ich persönlich interessanter finde ist, ob dies überhaupt ein Problem ist.

Aus professioneller Sicht, aus handwerklicher Sicht, will ich sagen: unbedingt. CSS einfach runterzuschreiben, nicht mal auf syntaktische Korrektheit zu überprüfen, sich x Mal zu wiederholen und am Ende noch zu mikrooptimieren, das will nicht in ein Bild eines Experten und Profis passen.

Aber anscheinend wiederum ist die Welt auch in den letzten 20 Jahren nicht untergegangen, nicht explodiert, auch wenn wir alle diese Probleme nachweislich beobachten. Stylesheets sind im Allgemeinen mit vielen Problemen behaftet, aber sie sind auch nicht sooo schlimm. Sie sind offensichtlich noch nicht so unerträglich, dass sich irgend etwas tun würde, und eine ganze Reihe von Experten scheinen hier vielmehr überhaupt keine Probleme zu sehen.

In diesem Sinne mögen wir uns fragen: Was macht die Qualität von Stylesheets rein praktisch betrachtet aus? Vielleicht können wir erst mal einfach nur festhalten, dass die darunterliegenden Standards sehr gut designt sind. Dass sie so robust sind, dass genau deshalb nicht die Welt untergeht. Oder vielleicht auch, dass "Separation of Concerns", die sich weiter störrisch hält und auch nach Ansätzen wie "Atomic CSS" doch noch nicht gestorben ist, funktioniert, dass die Grundidee, Präsentation von Struktur zu trennen, sich bewährt hat. Das kann man vielleicht einmal so im Raume stehenlassen. ()