Wissenschaft dringt durch

Verblödet die Allgemeinheit und glaubt der Forschung nichts mehr? Eine Umfrage macht Hoffnung, dass es so weit noch nicht ist.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Anton Weste

Kennen Sie diese Radio-Einspieler, in denen Passanten gefragt werden, was mehr oder weniger komplexe Wörter wie "Wirsing" oder "Zenit" bedeuten? Oder Videos, auf denen Menschen auf einer Karte Brasilien, Nordkorea oder Stuttgart verorten sollen? In der getroffenen Auswahl bekleckern sich die Angesprochenen meist nicht mit Ruhm. Und dann die Medien-Schlagzeilen und Kommentare auf sozialen Medien: Kreationisten kapern Biologielehrpläne, Klimawandelleugner lassen sich von Fakten nicht irritieren, Gentechnikgegner scheren alles über einen Kamm, Flatearther suchen nach dem Rand der Welt.

Es scheint, als stünde es schlecht um Bildung und eine differenzierte, wissenschaftliche Weltsicht. Oder ist das nur eine verzerrte Wahrnehmung? Hoffnung macht die "Ask the Public"-Umfrage des New Scientist. Das britische Magazin untersuchte, welche wissenschaftlichen Themen die Menschen bewegen und welche Einschätzungen sie zu bestimmten Innovationen haben. Es stellt sich heraus: Die Befragten stimmten oft mit dem Stand der Forschung und den Einschätzungen von Fachleuten überein.

Gemäß den Ergebnissen werden die Themen Gentechnik, Künstliche Intelligenz, Krebs und Klimawandel den wahrscheinlich stärksten Einfluss auf die Gesellschaft haben. Dabei herrscht keine pauschal dystopische Sichtweise vor, viele Befragte sehen deutlich positive Entwicklungen. So stimmen etwa 80 Prozent der Aussage zu, dass die Gentechnik Krankheiten heilen kann, für 47 Prozent ist sie eine Möglichkeit, bessere Nahrung zu erzeugen.

64 Prozent glauben, dass Künstliche Intelligenz Fortschritte in Wissenschaft und Medizin beschleunigen kann. Aber es halten sich auch zu hohe Erwartungen in Grenzen: Nur 35 Prozent denken, dass KI die Menschen von öden Routinearbeiten befreien wird. Sorgen drücken die Befragten am ehesten im Bereich des Klimawandels aus: Für 67 Prozent ist er eine Gefahr für die menschliche Zivilisation, die auch in der Natur zu Katastrophen und Artensterben führen wird.

Der New Scientist sieht die Ergebnisse als Zeichen, dass die Botschaften aus der Wissenschaft trotz mancher medialen Verzerrung die Menschen im Großen und Ganzen erreichen. Die Analysten betonen, dass die Befragung nicht nur bei Lesern des Magazins vorgenommen wurde, sondern eine für Großbritannien repräsentative Auswahl von 2026 Erwachsenen Antwort gab.

Es ist erleichternd, dass die Wissenschaft zur Allgemeinheit durchdringt. Und es ist im gleichen Maße erschreckend, wie sehr demgegenüber eine Minderheit populistischer Personen und Gruppen im Stande ist, die öffentlichen Diskussionen zu prägen.

(bsc)