ʻOumuamua: Vier mögliche Heimatsterne des interstellaren Kometen identifiziert

Vergangenes Jahr sorgte der interstellare Komet ʻOumuamua weltweit für Staunen. Noch immer erfahren Forscher neues und nun grenzen sie den Herkunftsort ein.

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ʻOumuamua: Vier mögliche Heimatsterne des interstellaren Kometen identifiziert

So könnte 'Oumuamua aussehen.

(Bild: ESO/M. Kornmesser)

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Astronomen haben vier Sterne identifiziert, aus denen der interstellare Komet ʻOumuamua in unser Sonnensystem geschleudert worden sein könnte. ʻOumuamua war im Herbst 2017 entdeckt worden, als er mit großer Geschwindigkeit das Sonnensystem durchquerte. Rasch war klar geworden, dass es sich um den ersten eindeutig als solchen identifizierten Besucher aus einem anderen Sternsystem handelte. Um seine Herkunft herauszufinden, haben sich Astronomen unter der Leitung von Coryn Bailer-Jones vom Max-Planck-Institut für Astronomie die Daten des ESA-Teleskops Gaia zunutze gemacht.

Wie die Forscher nun erläutern, konnten frühere Versuche, die Bahn von ʻOumuamua zurückzurechnen, keine geeigneten Kandidaten für ein mögliches Heimatsternsystem identifizieren. Die hätten aber auch nicht wissen können, dass ʻOumuamua nicht nur dem Einfluss der Schwerkraft unterliegt. Der ESA-Astronom Marco Micheli hatte erst im Juni 2018 erklärt, dass der Himmelskörper im Einflussbereich der Sonne leicht abgelenkt wurde. Weil er wohl zum Teil aus Eis besteht, das durch die Sonne erhitzt wurde und ausströmte, wurde er leicht weggedrückt. Damit verhält er sich wie ein Komet und nicht wie ein Asteroid.

Erst unter Einbeziehung dieses Effekts hätten sie eine korrekte Rückrechnung vornehmen können, erklären die Forscher. Außerdem konnte mithilfe des in der Zwischenzeit veröffentlichten revolutionären zweiten Gaia-Datensatzes einbezogen werden, welchen Einfluss Sterne gehabt haben, die ʻOumuamua auf seinem Weg passiert hatte. Mit einem immer noch vereinfachten Modell konnten so 4500 Sterne ausgesiebt werden, die als vielversprechende Kandidaten eine genauere Analyse verdienten. Wichtig war nicht nur, dass der Himmelskörper einem Stern besonders nahe gekommen war, sondern auch dass ihre relativen Geschwindigkeiten weitgehend übereinstimmten.

Auf diesem Weg haben die Forscher vier Sterne gefunden, die die aufgestellten Kriterien in ausreichendem Maß erfüllen und eine weitere Untersuchung verdienen. An dem rötlichen Zwergstern HIP 3757 kam ʻOumuamua zwar nah genug vorbei, der Geschwindigkeitsunterschied war aber wohl zu hoch. Bei HD 292249 ist es andersherum: Die Distanz war größer, aber die Relativgeschwindigkeit deutlich niedriger. Zwei weitere Kandidaten sind bislang noch sehr wenig erforscht. Bei ihnen war ʻOumuamua vor 1,1 beziehungsweise 6,3 Millionen Jahren. Eine genauere Analyse könnte mit der Veröffentlichung des dritten Gaia-Datensatzes im Jahr 2021 möglich werden.

ʻOumuamua war Ende Oktober 2017 entdeckt und zuerst für einen Kometen gehalten worden. Später wurde der interstellare Besucher dann aber als Asteroid klassifiziert und auf 1I/2017 U1 (ʻOumuamua) getauft worden – als erstes Objekt mit der neuen Terminologie für interstellare Asteroiden. Der Begriff "ʻOumuamua" ist hawaiianischen Ursprungs und beschreibt einen Boten, der aus der fernen Vergangenheit geschickt wurde, um uns zu kontaktieren. Inzwischen gilt das zigarrenförmige Objekt wieder als Komet.

Die Forscher gehen davon aus, dass ʻOumuamua während der Planetenentstehung aus seinem Heimatsystem herausgeschleudert wurde. Damit das geschehen konnte, muss es in dem System einen riesigen Planeten geben. Nach dem könnte bei den nun identifizierten Sternen gesucht werden. Bislang wurde jedenfalls in keinem der vier ein Exoplanet entdeckt. (mho)