Breitbandstudie: 700 MBit/s Upstream-Bedarf pro Anschluss im Jahr 2025

Der Branchenverband Breko rechnet damit, dass bis 2025 vor allem Uploads deutlich zulegen. Kabelnetzbetreibern wirft er Untätigkeit vor.

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Ausbau

Ein Bagger hebt Erdreich für die Verlegung von Breitband-Kabeln aus.

(Bild: dpa, Guido Kirchner)

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Haushalte und Unternehmen werden hierzulande im Jahr 2025 deutlich mehr Daten vor allem in Cloud-Dienste selbst hochladen und damit pro Anschluss durchschnittlich rund 700 MBit/s im Upstream benötigen. Dies erwarten die 180 Netzbetreiber des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) laut einer Marktbefragung in den eigenen Reihen.

Im Vorjahr lag die durchschnittliche Upload-Prognose noch bei 350 MBit/s für 2025. Parallel haben die Breko-Anbieter ihre Zahlen für Downloads nach oben geschraubt, wenn auch nicht im gleichen Maß wie bei den Uploads: sie rechnen nun damit, dass die nachgefragte Bandbreite fürs Herunterladen von Dateien in sieben Jahren bei rund 1 GBit/s liegt, während sie voriges Jahr noch von 600 MBit/s ausgingen.

Das Verhältnis von Down- zu Upload werde sich so "deutlich in Richtung Symmetrie verschieben", heißt es bei dem Zusammenschluss, der einen Großteil der deutschen Festnetzwettbewerber der Deutschen Telekom umfasst. Dazu gehören Konzerne wie 1&1, Versatel oder EWE Tel sowie zahlreiche Stadt- und Versorgungswerke. Insgesamt sei "die Nachfrage nach ultraschnellen Bandbreiten bei Privat- und Geschäftskunden stark steigend", erklärte der Telekommunikationsexperte Jens Böcker bei der Präsentation der Studie am Mittwoch.

Der Trend verstärkt sich dabei laut dem Wirtschaftswissenschaftler selbst: "Die Nachfrage folgt häufig dem Angebot." Auf einer leistungsfähigen Infrastruktur entwickelten sich also schneller digitale Dienste. Aus diesem Grund brauche Deutschland "schnellstmöglich flächendeckend verfügbare, reine Glasfaseranschlüsse bis mindestens in die Gebäude". Leider habe sich dieser Ausbau aufgrund von Investitionen, die in eine Doppelversorgung von Haushalten etwa mit dem von der Telekom jahrelang bevorzugten VDSL-Turbo Vectoring geflossen seien, verzögert.

Zu diesem sogenannten Überbau finden sich in der Studie neue Zahlen. Mehr als zwei Drittel der Investitionen in den Jahren 2015 bis 2017 sind demnach nicht dafür ausgegeben worden, um die damaligen, seit langem wackelnden Breitbandziele der Bundesregierung in Höhe von 50 MBit/s für alle bis 2018 zu erreichen, sondern in die beklagten "Fehlinvestitionen". So hat sich die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen mit der Mindestwunschgröße der großen Koalition oder mehr Bandbreite von 2014 bis 2017 lediglich um knapp 6,3 Millionen Haushalte erhöht und besteht derzeit bei 32,7 Millionen Heimen. Die Zahl an Haushalten, die zwischen zwei oder gar mehr Anschlusstechnologien mit mindestens 50 MBit/s wählen können, sei in der gleichen Zeit jedoch um fast 13,5 Millionen nach oben geklettert und liege damit aktuell bei 21,25 Millionen.

Die umstrittene Vectoring-Entscheidung der Bundesnetzagentur hat laut der Untersuchung dazu geführt, dass die Breko-Mitglieder ihre Investitionen von 4,1 Milliarden Euro 2015 auf 3,9 Milliarden im Folgejahr heruntergefahren haben. 2017 sei die Summe aber wieder auf 4,2 Milliarden Euro gestiegen und liege damit fast gleichauf mit den Investitionen der Telekom in Höhe von 4,3 Milliarden. Insgesamt haben die Wettbewerber seit der Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarkts 1998 insgesamt 75,5 Milliarden Euro investiert, was 52 Prozent der Gesamtausgaben ausmacht. Die Telekom kommt mit 69,5 Milliarden Euro auf die restlichen 48 Prozent.

Den Ausbau mit ultraschnellen Glasfaseranschlüssen bis direkt in die Gebäude (FTTB) oder zum Nutzer (FTTH) reklamieren die Breko-Netzbetreiber weitgehend für sich. Fast 60 Prozent aller 3,9 Millionen auf dem deutschen Markt verfügbaren Verbindungen gehen laut der Studie auf ihr Konto. Allein 2017 sei die Zahl der von Mitgliedsfirmen realisierten FTTB/FTTH-Anschlüsse um rund 700.000 gewachsen. Insgesamt betrieben die alternativen Netzbetreiber in Deutschland rund 82 Prozent aller direkten Glasfaseranschlüsse, die Telekom komme hier nur auf einen Anteil von 18 Prozent.

Die Kabelnetzbetreiber haben dem Breko zufolge in den vergangenen Jahren "so gut wie keinen Ausbau mehr betrieben": Die Zahl an Haushalten, denen ein Kabel-Breitbandanschluss mit 50 MBit/s oder mehr zur Verfügung steht, habe sich seit 2015 nur marginal erhöht. Der Anteil liegt mit 63,9 Prozent 2017 aber auf hohem Niveau. Beim Verband deutscher Kabelnetzbetreiber Anga hatte es voriges Jahr geheißen, dass die Nachfrage für Gigabitnetze noch nicht groß sei. Viele Kunden seien mit 200 MBit/s zufrieden. Die Die "Vorvermarktung" von Anschlüssen mit Bandbreiten von über 400 MBit/s sei aber leichter geworden.

Als ausgesprochen positiv bewertete Breko-Geschäftsführer Stephan Albers das neue Breitbandförderprogramm des Bundes. Die Regierung setze damit klar auf den "Netzinfrastrukturwechsel zur Glasfaser" und ermögliche damit sogar ein Upgrade bislang noch auf Kupfer basierender Ausbauprojekte auf reine Glasfaseranschlüsse.

Das im Festnetz übertragene Datenvolumen hat sich von 28 Milliarden GByte 2016 auf 33 Milliarden GByte im vorigen Jahr erhöht, meldet der Verband. Pro Anschluss und Monat sei das Datenvolumen gleichzeitig von 60 auf 80 GByte gestiegen. Bis 2025 erwartet der Breko, dass sich die Volumina in etwa verzehnfachen: Pro Anschluss würden dann durchschnittlich 825 GByte pro Monat übertragen.

Die mobile Datennutzung findet auch weiterhin zu großen Teilen per WLAN statt, heißt es in der Untersuchung. Über Smartphones liegt der Anteil bei rund 70 Prozent, bei der Nutzung von Tablets sind es sogar rund 95 Prozent. Nicht nur für eine künftige leistungsfähige Breitbandversorgung per Mobilfunk insbesondere durch den kommenden Mobilfunk-Standard 5G sind laut Breko so Glasfaseranschlüsse im Hintergrund nötig, sondern auch für ein beschleunigtes mobiles Surfen über Hotspots. (axk)