DNA-Datenbanken bringen Kriminelle hinter Schloss und Riegel

Die Genomexpertin CeCe Moore glaubt, dass Polizeibehörden künftig viel mehr "Cold Cases" aufklären könnten, wenn sie Zugriff auf öffentliche DNA-Speicher erhalten.

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DNA-Datenbanken bringen Kriminelle hinter Schloss und Riegel

(Bild: Jake Belcher)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Antonio Regalado
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Verdächtige in Hunderten ungelöster Mord- und Vergewaltigungsfälle könnten in naher Zukunft mit Hilfe von Gendatenbanken aufgefunden werden. Davon geht die bekannte Genealogin CeCe Moore aus, Leiterin der Genealogie-Abteilung der Firma Parabon Nanolabs. Dutzende dieser Taten könnten allein in den kommenden Monaten in den USA gelöst werden, glaubt sie.

Parabon hat amerikanischen Strafverfolgern laut eigenen Angaben seit letztem Frühjahr bereits bei neun Schwerverbrechen geholfen. Dazu wird versucht, am Tatort aufgefundene DNA zu verwenden, um Verwandte möglicher Täter in öffentlich verfügbaren DNA-Speichern aufzufinden, die diese freiwillig bei Ahnenforschungsdiensten hochgeladen haben. Sobald ein Blutsverwandter aufgefunden wurde, kann die Identität von Verdächtigen aus dem Stammbaum geschlossen werden.

Ende August verhaftete die Polizei in Illinois beispielsweise Michael H. für den Mord an Holly Cassano, der ein Jahrzehnt zurückliegt. Die Spur fanden die Beamten über eine genealogische Suche, erzählt Moore.

Die Aufklärungsarbeit in diesem Sektor beschleunigt sich stark. Neben Moore, die selbst drei weitere Genealogen in ihrem Team hat, arbeitet die kalifornische Polizei mit der Stammbaumexpertin Barbara Rae-Venter zusammen, die für ihre Arbeit am "Golden State Killer"-Fall bekannt ist. Dieser brachte das Verfahren im letzten Jahr in die Schlagzeilen.

Weitere Projekte laufen in den USA. Dazu gehört das sogenannte DNA Doe Project, das versucht, unbekannte Leichen zu identifizieren. Die Forensikorganisation Identifiers International arbeitet wiederum an einem Dutzend Morde.

Auch andere Labore sind bereit, Polizeibehörden zu helfen, aus am Tatort aufgefundener DNA Datenpakete zu machen, die sich dann mit online verfügbaren DNA-Datenbanken abgleichen lassen. "Da entwickelt sich gerade eine neue kleine Industrie", sagt Moore.

Die Hälfte der Fälle, die ihr vorliegen, lassen sich mit dem Ansatz lösen – oder zumindest auf interessante neue Fährten bringen. Der Rest ist hingegen nicht zu knacken, weil Treffer in den Gendatenbanken fehlen, die nah genug wären. Die meisten genetischen Vergleiche erfolgen über die öffentlich zugängliche Datenbank GEDMatch.

Genetische Genealogie war lange nur ein "Amateursport". Entsprechend ist der Einsatz der Technik zur Aufklärung von Kriminalfällen durchaus mit Risiken behaftet. "Viele Leute gehen derzeit zu Polizeibehörden und bietet ihre Dienste an – das macht mir ziemliche Sorgen." Das ganze Feld könnte darunter leiden, sollte es dabei einmal zu Fehltreffern kommen.

Bis jetzt funktioniert die Technik in manchen Fällen aber schon erstaunlich gut. So gelang es bei einigen Verbrechen, das Täterfeld signifikant einzuschränken, bis hinunter auf Einzelpersonen. Moore zufolge liegen den Strafverfolgern oft Listen mit Hunderten oder Tausenden potenziellen Verdächtigen vor, bevor sie den DNA-Abgleich beginnen.

(bsc)