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Playlist aus Speichelprobe: Ancestry extrahiert Musikgeschmack aus DNA

Von der DNA-Analyse zur Spotify-Playlist: Ein US-Unternehmen bietet eine Genanalyse mit zugehörigem Musikmix passend zur eigenen ethnischen Herkunft an.

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Playlist aus Speichelprobe: Spotify extrahiert Musikgeschmack aus DNA

(Bild: pixabay.com)

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Das DNA-Analyse- und Ahnenforschungsunternehmen Ancestry hat sich etwas Besonderes ausgedacht, um den Absatz seiner kommerziellen Gen-Analyse anzukurbeln: Gemeinsam mit dem Musik-Streamingdienst Spotify bietet das Unternehmen den Kunden an, anhand der eigenen DNA die ethnische Herkunft zu bestimmen und anschließend gesonderte Playlists mit einem Musikgemisch aus dem jeweiligen kulturellen Umfeld zu konsumieren.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Darunter darf man sich vorstellen, dass die Herkunft eines Menschen per DNA auf mehrere von 350 Regionen in aller Welt eingegrenzt wird, unterteilt nach prozentualem Anteil. Anschaulich illustrieren soll das die Website des Unternehmens: Dort posiert ein Schwarzer, dessen ethnische Herkunft sich aus "31% Mali", "16% Benin/Togo und "13% New York" sowie weiteren Regionen zusammensetzt – was wohl erhellen soll, warum er Saxofon spielt.

Das Ergebnis des 99 US-Dollar teuren (und in Deutschland derzeit nicht erhältlichen) DNA-Tests soll dann zu einer persönlichen Spotify-Playlist führen, die auf speziellen Ancestry-Playlists aus ethnischen Regionen beruht, etwa aus England, Deutschland, dem Mittleren Osten oder einfach "Africa". Offenbar ist sich Ancestry ziemlich sicher, mit seinem DNA-Test belastbare Ergebnisse auf dem Gebiet der ansonsten hoch umstrittenen genealogischen DNA-Analyse zu liefern. Der Speicheltest "AncestryDNA" wird seit 2012 auf dem US-Markt angeboten.

Dass Migrationsbewegungen unserer neandertalischen Vorfahren vor Tausenden Jahren herzlich wenig mit modernen Staatsgrenzen und dem Kulturleben des 21. Jahrhunderts zu tun haben, muss man hierbei ebenso ignorieren wie die Tatsache, dass jene Vorfahren (mögen sie etwa im finsteren und kalten Germanien gehockt haben) mutmaßlich noch keine Klangerzeugung im Stile von "Silbermond", "Tokio Hotel" oder "Ton Steine Scherben" hingekriegt haben – Letztere jedenfalls stehen auf der Playlist "Musik aus Deutschland".

Ziemlich vorprogrammiert ist hingegen der rege Gebrauch, den das Unternehmen Ancestry von den eingesammelten Daten zu machen gedenkt. Aber was sind dagegen schon 99 Dollar, mit denen man "mehr über sich selbst entdeckt" (wie es auf der Website des Unternehmens heißt) und Musik hört, die von der "eigenen Herkunft inspiriert" ist. (tiw)