Klartext: Make America Fast Again
Die Zweiradszene kennt Amerika hauptsĂ€chlich fĂŒr die Rolle als Bewahrer des Alten, Schweren, Tourigen, vor allem in Form von Harley-Davidson. Ebendie und der Konkurrent Indian können aber auch anders
Lange konnten wir dem Motorradhersteller Indian (eine Polaris-Tochter) dabei zusehen, wie sich ein Alien im Bauch des fetten Cruiser-Spezialisten entwickelte. Anders als sein barocker, trĂ€ger Wirt war es schnell und brutal. Indian-er mit Rennsport-Nagel im Kopf traten mit einem Prototypen beim Pikes-Peak-Bergrennen an, der zeigte, wozu der in der Indian Scout ĂŒberzahm abgestimmte V2-Motor wirklich in der Lage ist: geradlinig herausgedrĂŒckte 120 PS. Jetzt ist die Bauchdecke offen: Indian stellt die Serienversion vor.
Anders als ihre Cruiser-Geschwister trĂ€gt sie keinen Namen mit Indianer-Konnotation, sondern heiĂt technisch âFTR 1200â. Die geschwungene Auspuffanlage erinnert Manche an Ducatis aktuelle Monster-Baureihe, doch ich finde, sie haben das Designthema âAmerican Flat Track Racingâ recht stimmig in die straĂenlegale Serie gebracht. Mit angegebenen 225 kg trocken ohne FlĂŒssigkeiten wird der Eisenstuhl keine Leichtigkeitsrekorde brechen oder auch nur europĂ€ische Standards erreichen: Eine BMW R nineT wiegt fahrbereit vollgetankt 222 kg. Das GerĂ€t landet am Ende also im Bereich 250 kg vollgetankt â das Territorium massiverer Bigbikes.
Klartext: Make America Fast Again (12 Bilder)

(Bild: Indian.)
Dennoch erfĂŒllt mich dieses Kraftrad mit Vorfreude, wie ich sie schon lĂ€nger nicht mehr erlebt habe. Hier haben wir ein richtiges Naked Bike, das dennoch ganz eigene Impulse aus dem Land der unbegrenzten NachfĂŒllmöglichkeiten fĂŒr Coca Cola bei McDonaldâs gibt. Es erfĂŒllte mich jahrzehntelang mit Gram, dass Harleys sportlichstes Modell eine Gravitationslinse mit StehaufmĂ€nnchen-Gewichtsverteilung ohne SchrĂ€glagenfreiheit war, deren einziger Sportbezug im Namen lag.
âHat es uns geschadet?â
Man möchte meinen, das habe Harley nicht geschadet. Letztendlich wissen wir das jedoch nicht. Die spitze Positionierung Harleys in die Nische âWir verkaufen Bekleidung mit einem Leifsteil und vielleicht etwas von uns finanziertes Eisen dazuâ hat letztendlich einen extremen gegenseitigen AbhĂ€ngigkeitszyklus zwischen Harley und der homogenen Kundschaft geschaffen, der Harley viel nutzte, aber sie genauso immer wieder in den Arsch biss. Wenn Harley irgendetwas Neues versuchte, straften die alten Herren der Kundschaft das konsequent ab. Sie kauften jedoch auch das neu polierte Alte nicht zuverlĂ€ssig. Die Verkaufszahlen schwankten also mit den Launen der Herren. Dann kam auch noch dieser Trumpel von PrĂ€sident. StabilitĂ€t musste her. âMore Roads to Harley-Davidsonâ schrieb die Company auf ein Whiteboard, ĂŒbersetzt ins Betriebswirtschaftsdeutsch: âWir brauchen eine heterogenere Zielgruppe fĂŒr stabilere VerkĂ€ufe.â