Verunsicherung in Deutschland wegen angeblicher chinesischer Spionage-Chips

Mittlerweile untersucht das BSI die Vorwürfe wegen Spionage-Chips in Servern. So ein Angriff gilt als möglich, und die Auswirkungen in Deutschland wären immens.

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(Bild: dpa, Martial Trezzini)

Lesezeit: 3 Min.
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  • dpa
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Der Bericht über angebliche Spionage-Chips aus China in Servern für Apple und Amazon hat Politik und Wirtschaft auch in Deutschland aufgeschreckt. Die FDP forderte von der Bundesregierung Aufklärung über mögliche Auswirkungen hierzulande. Der Digitalverband Bitkom zeigte sich alarmiert. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erklärte, es nehme den Bericht sehr ernst und habe Apple und Amazon um Stellungnahmen gebeten.

Das BSI erfrage jetzt auch bei den Herstellern von Technik, die für den Einsatz in der Bundesverwaltung zugelassen ist, deren Kenntnisstand sowie eine mögliche Betroffenheit und bereits getroffene Sicherheitsmaßnahmen. "Dem BSI liegen derzeit keine Erkenntnisse vor, die eine Einschätzung zum Wahrheitsgehalt der Medienberichte erlauben", schränkte die Behörde ein. Generell sei das Problem der Manipulationen von Hardware aber bekannt: "Chips können heute in sehr kleinen Abmessungen produziert und nahezu unerkannt in vorhandene Schaltungen eingebracht oder versteckte Funktionen direkt in den Schaltplänen berücksichtigt werden."

Der Finanzdienst Bloomberg hatte berichtet, dass chinesische Hacker entsprechende Computerchips direkt in die Elektronik von Servern einer US-Firma eingebaut hätten, deren Rechner in großen US-Konzernen sowie Behörden genutzt werden. Die winzigen Bauteile erlaubten es Angreifern, die Kontrolle über die Server zu übernehmen und Informationen abzuzapfen. Bis zu 30 Unternehmen seien betroffen, namentlich genannt wurden Apple und Amazon, die die Berichte allerdings ungewöhnlich scharf dementierten.

Derzeit ist noch ungeklärt, ob die Vorwürfe tatsächlich zutreffen, und es gibt Argumente dafür und dagegen. Die US-amerikanische Heimatschutzbehörde DHS sowie die britische Behörde für IT-Sicherheit NCSC teilten am Wochenende mit, es bestehe zur Zeit keine Veranlassung, an den Dementis von Apple und Amazon zu zweifeln.

Nach dem Bloomberg-Bericht laufen bereits seit drei Jahren geheime Ermittlungen der US-Behörden im Zusammenhang mit den Spionage-Chips. Die Ermittler hätten herausgefunden, dass sie in Fabriken in China in die Elektronik der Server der Firma Super Micro eingeschleust worden seien und vermuteten chinesische Militärhacker dahinter.

Der IT-Verband Bitkom warnte, wenn der Bericht zutreffen sollte, könnten deutsche Unternehmen zumindest mittelbar betroffen sein. Zu stark seien die Verflechtungen der global agierenden deutschen Wirtschaft.

Der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar hält Hackerattacken über Spionage-Chips für ein reales Szenario. "Solche Angriffe sind nicht nur über winzige Bauteile denkbar, sondern können schon bei der Fertigung einzelner Chips zum Tragen kommen", sagte Caspar dem Handelsblatt. Die einseitige Abhängigkeit der Hardwarebranche von günstigen Herstellern in China begünstige dies. "Von der Produktion bis zur Auslieferung an den Endkunden gibt es für einen entsprechend mächtigen Akteur alle nur erdenklichen Zu- und Eingriffspunkte." Es sei extrem schwierig, eine professionelle Manipulation von Hardware zu erkennen.

"Es ist absolut erforderlich, dass die Bundesregierung die Gefährdungslage schonungslos analysiert", sagte FDP-Fraktionsvize Michael Theurer dem Handelsblatt. Er sehe die Gefahr, dass die deutsche Wirtschaft "Opfer planmäßiger Industriespionage nicht nur der Chinesen wird". (tiw)