Low-Tech-Website geht offline, wenn die Wolken aufziehen

Energieeffizienz ist bei Webdesign bisher kein Thema. Das Low-Tech Magazine will das ändern und macht die Uptime der eigenen Website von der Sonne abhängig.

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Low Tech Magazine Server mit Olimex Olinuxino

(Bild: Low Tech Magazine)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Helga Hansen

Bei Kühlschränken und Waschmaschinen übertrifft sich die Kennzeichnung der Energieeffizienz mit A, A+ oder A+++ derzeit immer weiter – doch wer weiß schon, wie viel eine Website verbraucht? Das Low-Tech Magazine will mit seinem Relaunch darauf aufmerksam machen. Die neue Version des Internetauftritts ist nur online, wenn die Solarstromversorgung des Servers ausreicht.

Bereits seit 2007 ist das Low-Tech Magazine von Kris De Decker im Netz und soll alte Technik mit aktuellem Wissen verbinden, um die Welt effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Bisher ist die Seite quasi konventionell gehostet. Die solarbetriebene Version läuft auf einem Open-Source-Einplatinenrechner mit angeschlossenem Solarpanel, die in Barcelona stehen. Damit will De Decker auf den Energieverbrauch des Internets aufmerksam machen Der übersteige derzeit das Angebot nachhaltiger Energie aus Sonne und Wind um das dreifache. Da die durchschnittliche Größe von Websites derzeit stetig steigt, sei auch keine Änderung abzusehen.

Low-Tech Magazine (3 Bilder)

Kein Logo, keine spezielle Schrift – dafür zeigt die Low-Tech-Webseite unten rechts den Batteriestatus und das aktuelle Wetter an.

Zusammen mit dem Künstler Roel Roscam Abbing und der Designerin Marie Otsuka hat er daher eine stromsparende Website entwickelt, die weiterhin gut lesbar und mobil-optimiert sein sollte. Am auffälligsten sind die einfarbigen Bilder, die mittels Dithering auf einige Kilobytes komprimiert werden. Auch ein Logo und spezielle Schriftarten, die erst nachgeladen werden müssen, sind weggefallen. Statt wie heute üblich dynamisch geladen zu werden, wird eine statische Seite vorgeneriert.

Das Server-Setup besteht aus dem Raspi-Konkurrenten Olimex Olinuxino mit Armbian Stretch, einem Solarpanel mit 50 Watt und einem Akku. Dessen 24 Wattstunden reichen für 12 bis 24 Stunden Betrieb, wenn die Sonne nicht scheint. Danach geht der Server offline. Aktuelle Zahlen zum Stromverbrauch und dem Akkuladestand gibt es auf einer eigenen Seite. Möglich macht sie der Powermanagement-Chip AXP209 des Olimex. Schließlich läuft der Server auf einer SD-Karte, was ebenfalls weniger Strom und mehr Geschwindigkeit im Vergleich zu Festplatten bedeutet.

In Zukunft sollen möglichst alle Inhalte der alten Website umziehen. Da das aktuelle Setup nur eine Uptime von 90 Prozent hat, ist das Magazin voraussichtlich 35 Tage im Jahr offline. Als Offline-Lese-Option ist zunächst der RSS-Feed vorgesehen, weitere Ideen sind aber in Arbeit. Eine detaillierte Beschreibung des Projekts hat das Team ebenfalls online gestellt, mit dem Interessierte eigene, solarbetriebene Seiten aufbauen können. (hch)