Soziale Netzwerke: Google stellt Google+ ein

Googles Antwort auf Facebook war nie eine – jetzt zieht der Konzern den Stecker. Zum Abschied gibt es noch eine Sicherheitslücke.

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Soziale Netzwerke: Google stellt Google+ ein
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Der US-Internetriese Google schließt sein soziales Netzwerk "Google+". Es bestünden "erhebliche Schwierigkeiten", das Netzwerk entsprechend der Erwartungen der Nutzer an Datenschutz und Privatsphäre zu gestalten, schreibt Google-Manager Ben Smith in einem Blogbeitrag für Entwickler. Das habe eine Untersuchung verschiedener Google-Produkte auf ihren Umgang mit Nutzerdaten ergeben.

Google hatte diese Untersuchung im Frühjahr unter dem Namen "Projekt Strobe" gestartet. Im Rahmen dieses Projekts hat das Unternehmen sein breites Portfolio von Anwendungen und Schnittstellen daraufhin untersucht, ob und wie Entwickler von Drittanwendungen Zugriff auf Kundendaten erhalten – und wie das im Einklang mit den Erwartungen der Nutzer steht. Dabei seien auch die verschiedenen APIs überprüft worden, die Anwendungen Zugriff auf Daten von Google+ ermöglichen.

Die Untersuchung habe bestätigt, was Google schon länger wusste, schreibt Smith: Trotz der vielen Arbeit, die Google in die Entwicklung des sozialen Netzwerks gesteckt hat, sei es von Nutzern und den Entwicklern nicht wirklich angenommen worden: "Google+ wird kaum genutzt: 90 Prozent der Nutzer-Sessions dauern weniger als fünf Sekunden." Zudem habe sich herausgestellt, dass es sehr aufwendig ist, den gestiegenen Anforderungen der Nutzer an den Schutz ihrer Privatsphäre gerecht zu werden.

Google hat bei der Überprüfung einen Bug in einer API gefunden, über den Apps Zugriff auch auf nicht-öffentliche Nutzerdaten wie Geschlecht, Beschäftigung oder Alter hatten. Zugriff auf sensiblere Daten aus dem Google-Nutzerkonto sei aber nicht möglich gewesen und die Lücke bereits im März geschlossen worden, betont Smith. Weil Google die Logs der API-Zugriffe nur für zwei Wochen aufhebt, sei das Ausmaß der Sicherheitslücke schwierig einzuschätzen. Google gehe davon aus, dass wahrscheinlich bis zu 500.000 Nutzer betroffen sein könnten.

Als Ergebnis dieser Untersuchung hat sich das Unternehmen entschieden, das soziale Netzwerk für Verbraucher zu schließen. Bis Ende August 2019 haben die Nutzer nun Zeit, ihre Daten zu sichern. Google will dazu im Laufe der Zeit noch weitere Informationen bereitstellen. Als internes Netzwerk für Unternehmen will Google das Produkt aber weiterführen und auch neue Features entwickeln. Auch dazu soll es in den nächsten Tagen Neuigkeiten geben.

Google hatte Google+ im Sommer 2011 vorgestellt. Das soziale Netzwerk sollte die Antwort des Internetriesen auf Facebook sein, das damals schon sehr erfolgreich war und über 700 Millionen Nutzer hatte. Doch konnte die Plattform diesen Erfolg nie kopieren. Um das Netzwerk zu beleben, hatte Google Gmail- und Youtube-Nutzern einen Google+-Account aufgezwungen – und beides ein paar Jahre später wieder zurückgezogen. Schon 2014 konnte der Eindruck entstehen, Google habe die Lust an seinem sozialen Netzwerk verloren. Jetzt zieht der Konzern endgültig den Stecker. (vbr)