Pathfinder - Kingmaker angespielt: Retro-RPG zwischen Frust und Begeisterung

Das epische Retro-Rollenspiel Pathfinder: Kingmaker wird dank peniblem Regelwerk und Würfelglück zum Fall für frustresistente Genre-Experten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen
Pathfinder - Kingmaker angespielt: Retro-RPG für Profis

(Bild: Koch Media)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Owlcats Retro-Rollenspiel Pathfinder: Kingmaker will seine Wurzeln nicht verbergen: Es basiert auf dem gleichnamigen Rollenspielsystem. In nahezu jeder Spielaktion rollen im Hintergrund die Würfel. Wird die Falle entschärft? Trifft der Schwertstreich? Gelingt das Ausweichen? Diese konsequente Umsetzung der Vorlage sorgt für ein wohliges Gefühl unter Fans, lässt aber auch den Zufallsfaktor in die Höhe schießen.

Pathfinder: Kingmaker ist ein klassisches Rollenspiel im Stil von Baldur’s Gate oder zuletzt Pillars of Eternity. Der Spieler zieht mit seiner Heldentruppe über die Karte, erfüllt teilweise unter Zeitdruck Aufträge und erkundet in der isometrischen Ansicht Landschaften und Dungeons. Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab, können aber jederzeit pausiert werden. Das ist auch bitter nötig: Falls sich die Spieler nur auf die künstliche Intelligenz ihrer Helden verlassen, droht selbst bei einfachen Kämpfen eine Niederlage.

Pathfinder: Kingmaker angespielt (5 Bilder)

Bei der Charaktererstellung können die Spieler jedes Detail selbst bestimmen oder sie wählen aus einem vorgefertigten Build.
(Bild: heise online)

Manchmal hilft einfach nur Schnellspeichern. Es kann nämlich schon mal vorkommen, dass der Spieler sich scheinbar problemlos durch die Gegner schlägt und plötzlich von ein paar kritischen Treffern niedergestreckt wird. Warum und wieso versteht man erst, wenn man sich das Regelwerk genauer angesehen hat. Den Kennern der Vorlage dürfte der Einstieg deutlich leichter fallen als einem Gelegenheitsrollenspieler.

Ein echtes Tutorial gibt es ohnehin nicht. Die Entwickler erklären kaum etwas, das fordert vom Spieler hohe Aufmerksamkeit während der gut vertonten Dialogen und eine genaue Erkundung der detailreichen Umgebung. Beim Anspielen sind wir beispielsweise zwei Stunden lang durch einen relativ kleinen Dungeon gelaufen, weil wir einen Questgeber nicht gefunden haben.

Ist Pathfinder also nur ein Fall für frustresistente Glücksspieler? Auf keinen Fall. Wer sich stundenlang in das Spielprinzip einarbeitet, entdeckt die Feinheiten. Jeder Gegner hat seine Schwächen, die ein Spieler mit den entsprechenden Fertigkeiten ausnutzen kann. Das gelingt nicht immer beim ersten Mal, aber mit etwas Geduld sind alle Kämpfe zu meistern. Zwar bleibt immer noch ein kleiner Zufallsfaktor, doch eine vernünftige Vorbereitung zahlt sich aus. Wem das trotzdem zu schwierig ist, der kann auf einen entspannten Story-Modus schalten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Trotzdem stören diese Anfangshürden den Spielfluss. Das ist schade, denn die Entwickler haben in die Story alles gepackt, was ein Fan von einem epischen Rollenspiel erwartet: Dämonen, Zauberer, Intrigen und noch eine ganze Menge mehr. Es dauert nur zu lange, bis man die Hintergründe versteht und sich so etwas wie eine durchgängige Story entwickelt. Das klassische Rollenspielprinzip ist auch nur ein Teil im Gesamtkonzepts: Später verwaltet der Spieler wie in einem Aufbauspiel sein eigenes Reich. Dieses interessante Spielelement konnten wir noch nicht ausführlich testen.

Pathfinder: Kingmaker ist ein klassisches Rollenspiel, das durch seinen Schwierigkeitsgrad, die komplexen Spielmechaniken und den immensen Umfang besonders Genre-Anfänger abschrecken wird. Selbst gestandene Genre-Profis dürften einige Stunden brauchen, bis sie sich in das Spielprinzip eingearbeitet haben. Das hinterlässt zwiespältige Gefühle: Einerseits müssen sich die Spieler an den ganzen spielerischen Hindernissen mühsam abarbeiten. Andererseits steckt hinter diesen immensen Hürden ein herausforderndes und episches Rollenspiel, dessen Reize erst nach vielen Stunden zur Geltung kommen. Deshalb werden nur die hartnäckigsten Spieler bis zum Ende durchhalten, um sich ihr eigenes Königreich zu erschaffen. Es gab selten ein Spiel, das gleichzeitig so sehr frustrieren und begeistern konnte.

Pathfinder: Kingmaker ist am 25. September für Windows, macOS und Linux erschienen. Es kostet ca. 40 Euro. USK ab 12. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt. (dahe)