Huawei Mate 20 Pro mit 3D Face Unlock und Triplekamera

Huawei greift mit dem Mate 20 Pro das Note 9 und iPhone Xs Max an. Mit In-Screen-Fingerabdrucksensor und Dreifachkamera bietet es mehr als die Konkurrenz.

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Huawei Mate 20 Pro mit 3D Face Unlock und Triplekamera
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla
Inhaltsverzeichnis

Huawei hat sich hierzulande vom Billig-Produzenten zum ernstzunehmenden Konkurrenten für Samsung, Apple & Co. entwickelt. Mit dem High-End-Smartphone Mate 20 Pro und dem leicht abgespeckten Schwestermodell Mate 20 bietet der nun Alternativen zu den Spitzenmodellen Galaxy Note 9 und iPhone Xs Max. Statt wie früher Smartphone-Trends abzukupfern, findet man vor allem im Mate 20 Pro Features, die man bei der etablierten Konkurrenz noch vermisst.

Wie die gesamte Smartphone-Branche setzt Huawei den Fokus auf die Kamera(s). Nach Doppelkameras hat der Hersteller nun gleich drei einzelne Kameras auf der Rückseite der beiden Telefone platziert. Sie unterscheiden sich jeweils in ihrer Auflösung und – wichtiger – in ihrer Brennweite. Sowohl Mate 20 als auch Mate 20 Pro haben eine Weitwinkel-, eine Superweitwinkel- und eine Telekamera. Auf die bislang eingebaute Schwarz-Weiß-Kamera verzichtet der Hersteller, da diese nicht mehr nötig sei, um beispielsweise den Kontrast zu steigern.

Beim Mate 20 Pro soll das Teleobjektiv im Vergleich zum Weitwinkel um das Dreifache vergrößern, was in etwa einer Kleinbildbrennweite von 83 Millimetern entspricht. Über einen optischen Bildstabilisator verfügen jeweils nur die Telekameras. Die Frontkamera hat bei beiden Modellen eine Auflösung von 24 Megapixel.

Weiterhin analysieren die Smartphones automatisch das Fotomotiv und nehmen auf Wunsch Einstellungen vor. Die Anzahl der erkannten Objekte hat sich in der aktuellen Software-Version Master AI 2.0 laut Hersteller deutlich gesteigert. Viele Effekte, die live bislang nur in Fotos eingebaut werden konnten, kann die Kamera nun auch in Videos einfügen. Die kann man nun wahlweise auch im Kinoformat 21:9 drehen.

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Das Mate 20 Pro bietet mehrere Möglichkeiten das Gerät zu schützen: Per PIN oder Passwort, per Fingerabdruck oder per Gesichtserkennung. Das Besondere am Fingerabdrucksensor ist, dass er in das Touchdisplay integriert ist. Die DPS (Dynamic Pressure Sensing) In-Screen Fingerprint genannte Technik soll genauso schnell und sicher sein wie klassische Fingerabdrucksensoren am Gehäuse. Nachprüfen konnten wir das noch nicht.

Huawei Mate 20 Pro (10 Bilder)

Eine Gesichtserkennung findet man mittlerweile in fast jedem Smartphone, doch Huawei nutzt als einer der wenigen Android-Hersteller eine Erkennungsmethode, die der der aktuellen iPhones gleicht: Statt nur zweidimensionale Fotos vergleicht das Mate 20 Pro ein dreidimensionales Bild des Nutzergesichts. Dazu projiziert eine Infrarot-LED 30.000 Punkte aufs Gesicht, die sich perspektivisch verzerren. Innerhalb von 500 ms soll das Telefon dann entsperren.

Zumindest auf dem Papier wäre Huaweis Gesichtsscanner somit Apples System ebenbürtig. Letzterer nutzt ebenfalls 30.000 Messpunkte, braucht aber länger für die Erfassung. Welche biometrische Entsperrmethode man benutzt, ist laut Huawei egal – beide Methoden seien gleich sicher und haben in etwa eine Fehlerquote von 1:1.000.000.

Das Mate 20 erkennt das Nutzergesicht nur auf klassische Art per 2D-Bild. Außerdem sitzt der Fingerabdruck auf der Rückseite des Geräts.

In Bezug auf den Speicher gab es vor der offiziellen Präsentation der Geräte mysteriöse Gerüchte um ein neues Speicherkartenformat. Und siehe da: Huawei hat tatsächlich ein eigenes Speicherkartenformat namens Nano Memory Card entwickelt. Die Karten sind nur um Haaresbreite kleiner als die etablierten MicoSD-Karten. Dennoch behauptet Huawei, dass die geringere Größe der Vorteil des neuen Formats sei und somit mehr Platz für andere Bauteile im Gehäuse frei wird.

Bislang konnten wir keinen Händler finden, der die neuen Speicherkarten verkauft. Wahrscheinlich wird sie vorerst nur Huawei selbst anbieten – zu welchem Preis ist noch unklar. In Anbetracht des großen Angebots an großen, schnellen und preiswerten MicroSD-Karten, hätte Huawei lieber auf eine eigene Lösung verzichten sollen. Wenigstens haben die Geräte nun überhaupt eine Möglichkeit, den internen Speicher zu ergänzen.

Mit je 128 GByte internen Flash-Speicher sollten die Mate 20 genug Speicher für den Großteil der Nutzer mitbringen. Mit 4 beziehungsweise 6 GByte (Pro) RAM haben die Smartphones zudem ausreichend Arbeitsspeicher für alle Anwendungen.

In den Smartphones feiert der Huawei-eigene SoC Kirin 980 sein Debüt. Er funktioniert als Achtkerner nicht nur nach dem bekannten Big-Little-Prinzip, bei dem spezialisierte Prozessorkerne verschiedene Aufgaben übernehmen, sondern hat noch eine dritte Gruppe von CPU-Kernen, die als Mittelstufe funktionieren und sich vor allem um sogenannte KI-Aufgaben kümmern.

Vier der Kernels sind nach der Cortex-A76-Architektur aufgebaut, aber pärchenweise verschieden hoch getaktet. Alle vier sind tendenziell eher für Hochleistungsaufgaben ausgelegt. Sie ergänzen vier Cortex-A55-Kerne, die auf niedrigen Energieverbrauch getrimmt sind.

Zwar behauptete Huawei anfangs, Apples A12 Bionic in Benchmarks zu schlagen, erste in den Apps aufgetauchte Ergebnisse sprechen aber dagegen.

Mate 20 und Mate 20 Pro unterscheiden sich auch in der Art des eingesetzten Displays: Während beim Mate 20 ein gewöhnliches LCD zum Einsatz kommt, findet man im Pro-Modell ein OLED, das durch bessere Kontrastwerte und kräftigere Farben punktet. Das OLED-Panel ist wie bei Samsung-Modellen an den Seiten leicht nach hinten gebogen, wodurch der sowieso schon schmale Bildschirmrand optisch noch stärker in den Hintergrund tritt.

Beide Smartphones laden via USB Typ-C ihre Akkus – das Mate 20 mit bis zu 22,5 Watt, das Mate 20 Pro sogar mit bis zu 40 Watt. So soll die Pro-Version innerhalb von 30 Minuten ihren Akku um 70 Prozent laden. SuperCharge nennt Huawei seine Schnellladetechnik, die vom TÜV Rheinland auf Sicherheit überprüft wurde. Die Akkus fassen 4000 beziehungsweise 4200 mAh.

Das Mate 20 Pro lädt auch kabellos via Qi mit bis zu 15 Watt. Außerdem beherrscht es "Wireless Reverse Charging": Es kann andere mit Qi ausgestattete Geräte aus dem eigenen Akku kabellos laden. Dazu muss man die Geräte nur an die Rückseite des Mate 20 Pro halten. Frühere Huawei-Smartphones konnten ähnliches via Kabel.

Als Betriebssystem läuft das aktuelle Android 9.0 und Huaweis Bedienoberfläche EMUI 9.0, die unter anderem den Vorteil eines Desktop-PC-Modus bietet.

Entgegen der Gerüchte erscheinen sowohl das Mate 20 als auch das Mate 20 Pro hierzulande. Sie wird es außer in Schwarz, Blau und Gold auch in der bereits von anderen Modellen bekannten Farbvariante "Twilight" geben, die einen leichten Farbverlauf von Blau nach Grün aufweist und dezente Lichteffekte ähnlich wie Flip-Flop-Lack zeigt.

Die meisten Farbvarianten beider Geräte werden ab Ende Oktober im Laden stehen. Das Mate 20 kostet 799 Euro, das Mate 20 Pro 999 Euro und gesellt sich somit preislich zu den Konkurrenzmodellen. Wer die Geräte beim Hersteller vorbestellt, erhält einen Amazon Echo Plus der zweiten Generation (Mate 20) beziehungsweise einen Echo Show der zweiten Generation (Mate 20 Pro) dazu.

Modell Huawei Mate 20 Huawei Mate 20 Pro
Betriebssystem / Bedienoberfläche Android 9.0 / EMUI 9.0
Prozessor / Kerne Kirin 980 / 2 x Cortex-A76 2,6 GHz + 4 x Cortex-A76 1,92 GHz + 4 x Cortex-A55 1,8 GHz
Grafik Mali-A76
Arbeitsspeicher / Flash-Speicher 4 GByte / 128 GByte 6 GByte / 128 GByte
Wechselspeicher Nano-SD
WLAN IEEE 802.11 a/b/g/n/ac
Bluetooth / Standortbestimmung 5.0 / GPS, Glonass, Beidou
Mobile Datenverbindung¹ LTE Cat. 16 (1000 MBit/s) LTE Cat. 21 (1400 MBit/s)
Akku 4000 mAh 4200 mAh
USB-Anschluss / Schnellladetechnik Typ-C / - Typ-C / SuperCharge
Abmessungen (H × B × T) 158,2 x 77,1 x 8,3 mm 157,8 x 72,3 x 8,6 mm
Gewicht 188 g 189 g
Schutzart IP53 IP65/68
Kamera-Auflösung Weitwinkel / Superweitwinkel / Tele 12 MP / 16 MP / 8 MP 40 MP / 20 MP / 8 MP
Frontkamera-Auflösung 24 MP
Technik / Diagonale (Größe) LCD / 6,53" OLED / 6,39"
Auflösung / Seitenverhältnis 2240 × 1080 Pixel (381 dpi) / 19,5:9 3120 × 1440 Pixel (538 dpi) / 19,5:9
Preis 799 € 999 €
¹ Herstellerangaben

Update: Gewicht und Abmessungen in der Tabelle berichtigt.

Die Anzahl der Infrarotpunkte, mit denen das iPhone das Nutzergesicht vermisst, beträgt ebenfalls 30.000 und nicht wie fälschlicherweise angegeben 3000 Punkte. Die Angabe wurde korrigiert. (hcz)