Bill Gates: Afrika ist der Chancenkontinent

Bill Gates hat vor Studenten der TU Berlin sein Engagement für Afrika erläutert. Unterstützung bekam er von Entwicklungshilfe-Minister Gerd Müller.

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Bill Gates: Afrika ist der Chancenkontinent

Bill Gates in Berlin.

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Der Terminplan war voll: Bill Gates hat in Berlin den World Health Summit im Auswärtigen Amt besucht, ein Büro seiner Bill & Melinda Gates Foundation eröffnet, den von ihm gestifteten Global Goals Changemaker Award an Cornelia Röper von der Frageplattform Wefugees verliehen, eine Party für Stars, Sternchen und den üblichen Politikern geschmissen und vor Studenten der TU Berlin über "Investitionen für eine gesunde Zukunft in Afrika" gesprochen. Vom Tode seines Freundes Paul Allen erfuhr er erst zu später Stunde.

Afrika ist ein dynamischer Kontinent mit den größten Wachstumsraten im interkontinentalen Vergleich. Aber nicht nur die Wirtschaft wächst, bis 2050 wird sich die Bevölkerung verdoppeln und so ist Afrika auf Hilfe und Innovationen angewiesen, um das zu realisieren, was Bill Gates einen "Chancenkontinent" nennt. Besonders die jungen Afrikaner sind gefordert, mit Forschung und Lehre Afrika voranzubringen. Mit diesem Programm besuchte Bill Gate die TU Berlin.

Über den mit 10.000 Dollar dotierten Global Goals Changemaker Award konnten sich die Wefugees freuen, eine Plattform, die Fragen und Antworten für Geflüchtete wie für ihre Helfer sammelt und bereitstellt. Auf die Frage des Auditoriums: "Wie ermöglichen wir Zugang zu Innovationen (zum Beispiel verbesserte Medikamente) für Patienten, die nicht dafür zahlen können?" verwies Bill Gates auf billige Medikamente, die abseits der Vertriebswege großer Pharmakonzerne in Afrika produziert werden müssten und auf Kühlschränke wie dem an der TU Berlin entwickelten Coolar. Nach einer Statistik seiner Foundation muss mehr als die Hälfte der Impfstoffe wegen unzureichender Kühlung vernichtet werden.

Gates mit Minister Gerd Müller.

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

Gerd Müller (CSU) vom Ministerium für für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung lobte die Erfolge in der Bekämpfung von Aids, an der die Bill & Melinda Gates Foundation großen Anteil habe. Er ereiferte sich über die Milliarden, die weltweit in die Rüstung gesteckt werden. Bereits ein Zehntel der Rüstungsausgaben könnten helfen: "Eins zu Eins, diese Formel muss umgesetzt werden", erklärte er unter großem Beifall. Für jeden Dollar oder Euro, der in die Rüstung fließt, solle einer in die wirtschaftliche Zusammenarbeit investiert werden. Müller beklagte das System des "Neokolonialismus" inmitten einer ungesteuerten Globalisierung und wandte sich direkt an die Studenten: "In euren Handys ist Kobalt aus den Minen im Kongo. Die Ressourcen des afrikanischen Kontinents sind die Basis für unseren Reichtum. Aber die Verteilung ist ungerecht."

Kritische Fragen wurden auf der Veranstaltung an der Universität nicht gestellt. Weder kamen Gentechnik und Genmanipulation zur Sprache, die mit Bill Gates den Hunger in Afrika bekämpfen will, noch die Aussagen, die der Afrika-Beauftragte der Bundeskanzlerin, CDU-Politiker Günter Nooke geäußert hatte. Er will in Afrika Ländereien pachten, um dort Städte zu errichten, in denen aus Deutschland Abgeschobene leben können. (anw)