Google-Chef: Tests für zensierte chinesische Suchmaschine vielversprechend

Google-CEO Sundar Pichai hat die umkämpften Pläne für das chinesische Suchprojekt "Dragonfly" verteidigt. Es helfe, die Mission des Konzerns zu erfüllen.

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Google Pixel phone launch

(Bild: dpa, John G. Mabanglo/Archiv)

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Die lange geheim gehaltenen Arbeiten an einer zensierten Spezialversion der Google-Suchmaschine für China laufen erfolgreich. Dies erklärte der Chef des Internetkonzerns, Sundar Pichai, am Montag auf einer Konferenz zum 25. Geburtstag des Technologie-Magazins Wired in San Francisco. Bei den laufenden Test habe sich herausgestellt, dass über 99 Prozent der Nutzeranfragen beantwortet werden könnten. Damit werde es möglich, die Verfügbarkeit von Informationen für chinesische User in "vielen, vielen Bereichen" wie etwa zu Krebstherapien zu verbessern.

Zwischen 2006 und 2010 hatte Google bereits eine zensierte Suchvariante für China angeboten, sie nach lautstarker Kritik aber zurückgezogen. Pichai stellte sich nun erstmals offiziell hinter den geplanten erneuten Kurswechsel und das wieder heftig umstrittene Projekt mit dem Arbeitstitel "Dragonfly". Dieses liege voll auf der Linie des kalifornischen Unternehmens, den ganzen Globus mit Informationen versorgen zu wollen. China mache immerhin 20 Prozent der Weltbevölkerung aus.

Der Google-CEO betonte, dass sich der Konzern die Entscheidung für einen Neustart im Reich des Drachens nicht leicht mache. Beim Markteintritt in jedem Land gehe es darum, verschiedene Wertvorstellungen etwa rund um den Zugang zu Informationen, die Meinungsfreiheit oder den Datenschutz auszubalancieren. Natürlich sei China aber auch ein "wundervoller, innovativer Markt". Google habe daher zunächst ausprobieren wollen, wie ein Suchprodukt für das Milliardenreich aussehen könne und habe daher einfach intern eine Probeversion gebaut. Man habe sich geradezu verpflichtet gefühlt, dieses Problem anzugehen und dabei auch langfristig zu denken.

Ende September hatte ein Google-Manager im US-Senat erklärt, dass die Kalifornier nicht binnen kurzer Zeit eine Suchmaschine in China starten würden. Ben Gomes, der bei dem Konzern die Suchabteilung leitet, soll laut einem Bericht aber im Juli vor Mitarbeitern erklärt haben, dass Dragonfly spätestens binnen sechs bis neun Monaten einsatzreif sein werde. Nicht nur bei der Belegschaft ist das Projekt heftig umkämpft: es wird vielfach als Angriff auf die Internetfreiheit gewertet.

Interne Proteste haben bereits mit dazu geführt, dass Google das Projekt Maven auf Eis legen will, mit dem der Konzern das US-Militär mit Fähigkeiten zur Gesichtserkennung und für Künstliche Intelligenz (KI) im Drohnenkrieg unterstützen sollte. Die Rückmeldungen aus Kreisen der Angestellten seien aber nicht der Hauptgrund für den Rückzug gewesen, meinte Pichai. Bei Google hätten die Mitarbeiter zwar eine starke Stimme, das Unternehmen werde aber nicht auf Basis von Abstimmungen geführt. Jenseits dieses sensiblen Sektors arbeite man auch nach dem Ausstieg aus dem Bieterrennen für das Cloud-Projekt Jedi weiter mit dem Pentagon etwa bei der Cybersicherheit oder in Logistikfragen zusammen. (vbr)