Chrome 70 entschärft umstrittene Login-Funktion

Google hat die automatische Verknüpfung zwischen Google-Konto und Chrome-Browser entschärft: Ab sofort können die Nutzer die Funktion immerhin abschalten.

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Chrome 70 entschärft umstrittene Login-Funktion

(Bild: Chrome Developers)

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Google hat damit begonnen, Version 70 seines Chrome-Browsers für Windows, macOS und Linux zu verteilen. Das Update schließt 23 Sicherheitslücken und enthält eine Reihe an Verbesserungen und Korrekturen. Außerdem reagiert Google auf die harsche Kritik an dem in Chrome 69 eingeführten Auto-Login: Ab sofort können die Chrome-Nutzer abschalten, dass sie automatisch mit ihrem aktiven Google-Konto im Browser eingeloggt werden.

Chrome 69 war ein kontrovers diskutiertes Update: Denn selbst wenn Chrome-Nutzer ihren Google-Account nie mit dem Browser verknüpft hatten, wurden sie automatisch damit eingeloggt. Zunächst fiel die Neuerung keinem auf, weil Google sie verschwieg. Als Anwender und Datenschützer das Verhalten dann aber doch bemerkten, hagelte es Kritik. Es seien ernsthafte Auswirkungen auf Datenschutz und Vertrauen zu befürchten, meinte etwa der Kryptographie-Professor Matthew Green. Google wollte die Aufregung zwar nicht so recht verstehen, hatte schließlich aber ein Einsehen.

In den erweiterten Einstellungen des Browser gibt es nun den neuen Punkt "Anmeldung in Chrome zulassen". Wer Chrome ohne Google-Konto nutzen will, loggt sich aus und schiebt den Regler nach links. Wichtig: Die Auto-Login-Funktion ist standardmäßig aktiviert (opt-out); die Synchronisation der Nutzerdaten bleibt weiterhin optional. Die Bedienoberfläche des Browsers zeigt oben rechts klar erkennbar an, ob und mit welchem Account der Nutzer eingeloggt ist.

Darüber hinaus unterstützt Chrome nun Desktop Progressive Web Apps (kurz: Desktop PWAs) unter Windows. Einmal installiert, lassen sich die Web-Apps wie herkömmliche Programme über das Start-Menü des Betriebssystems öffnen. Dass im Hintergrund Chrome läuft und als als Web-Wrapper fungiert, merken die Nutzer nicht. Bislang sind PWAs vor allem auf Mobilgeräten zu finden, doch Google findet sie auch auf Desktop-Rechnern sinnvoll. Der Support für macOS und Linux wird für Chrome 72 erwartet.

Details zu den Desktop PWAs hat Pete LePage, Entwickler vom Google-Webteam, im Entwicklerportal aufgeschrieben. "Der Einstieg ist nicht anders als das, was Sie heute schon machen", erklärt LePage. "Die gesamte Arbeit, die Sie für Ihre bestehende Progressive Web App geleistet haben, gilt weiterhin!"

Chrome 70 hat dann noch den Video-Codec AV1 an Bord. Der von der Alliance for Open Media entwickelte Codec verbessert die Bildqualität von Videostreams und soll bis zu 30 Prozent bessere Kompressionsraten liefern als das bislang verwendete VP9. YouTube hatte im September einen Beta-Test mit AV1 gestartet. Der Standard ist lizenzkostenfrei und offen. (dbe)