Hintergrund: Umweltprobleme im High-Tech-Tal

Computerschrott, Verpackungsmüll aus Online-Einkäufen und Stromabschaltungen - im Silicon Valley gibt es erstmals massive Proteste aus Umweltschutzgründen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Tilman Streif
  • dpa

Nicht nur sauber, sondern klinisch rein: Das ist das Image der High-Tech-Industrie und der Internet-Ökonomie. Aber die Realität sieht anders aus. Amerikanische Umweltgruppen wie die Silicon Valley Toxics Coalition (SVTC) sprechen bereits von einer "digitalen Müllhalde": Auf diesem ständig wachsenden Berg landet etwa das aufwendige Verpackungsmaterial für Postsendungen, die online bestellt wurden. Dazu kommen Millionen von ausgemusterten Computern, Monitoren und Druckern, die giftige Substanzen wie Blei und Quecksilber enthalten.

Kaliforniens Silicon Valley ist gleichzeitig der Ursprungsort eines Umweltproblems, das nach Ansicht vieler Experten in Zukunft auch weltweit immer gravierender werden wird: Die Ausrüstung der Internet-Wirtschaft frisst mehr und mehr Strom. Jeder neue Prozessor steigert diesen Bedarf an Elektrizität, und die rund um die Uhr laufenden Serverfarmen von Online-Unternehmen wie AOL und Amazon sind wahre Stromfresser.

Die aktuelle Krise im US-Bundesstaat Kalifornien macht plötzlich dem ganzen Land bewusst, wie groß der Anteil der High-Tech-Firmen am Stromverbrauch des Bundesstaates mit seinen 34 Millionen Einwohnern ist. Das Magazin U. S. News and World Report präsentierte jetzt präzise Statistiken: Während in der ständig wachsenden Großstadt Los Angeles der Stromkonsum in den vergangenen sieben Jahren gleich hoch blieb, stieg er im Silicon Valley seit 1994 um sechs Prozent.

Die High-Tech-Region trägt damit zur Überlastung bei, unter der Kaliforniens Stromnetz neuerdings immer wieder zusammenbricht. Neue Kraftwerke werden dringend benötigt, und die USA denken bereits über die verstärkte Nutzung der Atomenergie in bevölkerungsreichen Staaten wie Kalifornien nach. Bis die neuen Kraftwerke gebaut sind, müssen sich die Unternehmen im Silicon Valley weiterhin mit einem Notbehelf gegen den Stromausfall absichern: Extrem umweltschädliche Dieselgeneratoren sind nach wie vor die populärste Lösung.

Die aktuelle Energiekrise führt nun erstmals in der Geschichte des amerikanischen High-Tech-Mekkas zu einem massiven örtlichen Protest aus Umweltschutzgründen. Bei San Jose will das Unternehmen Dataport eine gigantische Server-Farm errichten. Der Komplex soll auf einem 60-Hektar-Gelände entstehen. Geplant sind zwar Erdgas-betriebene Turbinen, die 30 Megawatt Strom herstellen. Der gesamte Betrieb benötigt allerdings weitere 150 Megawatt aus dem ohnehin schon arg strapazierten öffentlichen Netz – genug Elektrizität für über 150.000 Privathaushalte also. Der Stadtrat San Joses befürwortet das Projekt, aber Umweltschützer unter Führung der SVTC wollen notfalls gerichtlich gegen die Dataport-Baupläne vorgehen. (Tilman Streif, dpa)/ (cp)