Linus Torvalds wieder am Ruder: Linux-Verhaltenskodex soll erstmal unverändet bleiben

Die Linux-Kernel-Entwickler wollen erst einmal abwarten, wie sich der jüngst eingeführte und kurzfristig nochmal leicht angepasste "Code of Conduct" schlägt.

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Linus Torvalds wieder am Ruder: Verhaltenskodex soll erstmal unverändet bleiben
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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Der vor einigen Wochen überraschend eingeführte Verhaltenskodex für Entwickler des Linux-Kernel ist nach einigen Last-Minute-Änderungen jetzt fürs Erste fertig – es sei daher an Zeit, den "Code of Conduct" bis auf weiteres ruhen zu lassen und sich wieder anderen Dingen zuzuwenden.

Derart äußerten sich gleich mehrere wichtige Kernel-Entwickler, die wir beim Open Source Summit Europe 2018 auf das Thema ansprachen; auch Linus Torvalds und Greg Kroah-Hartman ließen ähnliches nach einem Treffen der Kernel-Entwickler verlauten, das im Rahmen der diese Woche in Edinburgh abgehaltenen Konferenz stattfand.

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Bei der Zusammenkunft handelte es sich um den jährlichen Maintainers Summit, bei dem sich Linus Torvalds mit einigen der wichtigsten Kernel-Entwickler austauscht. Das halbtägige Treffen fand wie gewohnt unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Linux-Kernel-Entwickler und -Hofreporter Jonathan Corbet war allerdings wie gewohnt vor Ort und hat bei LWN.net bereits einen Artikel über die Diskussion zum Kodex veröffentlicht; bis zum 1. November ist der Artikel allerdings nur für Abonnenten des in Linux-Kernel-Kreisen äußerst angesehenen Online-Magazins zugänglich.

Vorboten eines Artikels im New Yorker waren demnach wie vielfach vermutet der Hauptanlass, warum Torvalds sich zur Auszeit entschlossen hat, um sein Verhalten zu überdenken. Das habe nach Diskussionen mit Freunden und Anderen auch dazu geführt, dass er direkt vor Auszeitbeginn den Verhaltenskodex etabliert hat. Das war bei Veröffentlichung der vierten Vorabversion von Linux 4.19. An den bei den letzten Entwicklungsschritten von Linux 4.19 vorgenommenen Änderungen war Torvalds nicht direkt beteiligt, aber er begrüßte sie.

Laut dem Artikel ist Torvalds bewusst, dass der Code of Conduct in seiner jetzigen Form vielleicht nicht perfekt ist – er soll jetzt aber erst einmal so bleiben, bis sich konkreter Probleme zeigen. Dann könne über diese diskutieren werden, statt jetzt potenzielle Probleme zu wälzen. Ähnliches äußerte er auch in einem Interview mit ZDnet.com, das kurz nach der Zusammenkunft der Linux-Kernel-Entwickler stattfand.

Greg Kroah-Hartman ruft dazu auf, den Code of Conduct in Ruhe zu lassen.

(Bild: LKML-Archiv )

Auch Greg Kroah-Hartman, der Torvalds während seiner Auszeit vertreten hat, äußerte sich in einer Mail ähnlich. Es bleibt abzuwarten, ob das einige der Kritiker verstummen lässt.

Wie bei Auszeitbeginn angekündigt hat Torvalds mit der Veröffentlichung von Linux 4.19 wieder das Ruder der Linux-Entwicklung übernommen. Dabei läuft alles wie gewohnt: In den ersten 48 Stunden seit Freigabe von Linux 4.19 hat er bereits rund 1800 Änderungen für den Nachfolger integriert. Der dürfte um die Jahreswende herum erscheinen; noch unklar ist allerdings, ob diese Version dann die Versionsnummer 4.20 oder 5.0 bekommt.

Hinweis: Die Linux Foundation hat die Reisekosten des Autors zur von ihr ausgerichteten Konferenz übernommen. (thl)