Bundesbank und Börse testen Blockchain-Technik

Gleich zwei Blockchain-Prototypen haben Bundesbank und Deutsche Börse ausprobiert – und meinen: Prinzipiell für Wertpapiergeschäfte geeignet.

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Blockchain-Technologie braucht gesetzliche Grundlagen

(Bild: 
Davidstankiewicz (Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license))

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Die Deutsche Bundesbank und die Deutsche Börse haben die Abwicklung von Wertpapiergeschäften über die Blockchain-Technologie getestet. Dies teilten beide Institutionen am Donnerstag in Frankfurt mit. Bei dem Test ging es um zwei Prototypen zur Unterstützung der Abwicklung von Wertpapiertransaktionen, Zahlungen, Zinszahlungen und Rückzahlungen bei Fälligkeit einer Anleihe. Getestet wurde eine Eigenentwicklung auf Basis von Technik des Open-Source-Projekts Hyperledger Fabric, ferner Blockchain-Technik des US-Startups Digital Asset.

Laut Bundesbank sind beide Verfahren für den Betrieb einer Finanzmarktinfrastruktur geeignet und können als Basis für weitergehende Entwicklungen dienen. "Wir erwarten eine fortgesetzte schnelle Entwicklung der Technik und sehen auch das Potenzial, diese in hochvolumigen Systemen anzuwenden“, sagte Bundesbankvorstand Burkhard Balz laut Mitteilung.

Das Prinzip der Blockchain-Technologie: Alle Transaktionen werden in chronologisch aufeinander folgenden Datenblöcken erfasst, wobei jeder Block die Prüfsumme (Hashwert) seines Vorgängers enthält. Daraus ergibt sich eine fälschungssichere Kette von Blöcken, die in einem Nutzer-zu-Nutzer-Netz verteilt und von jedem abgeglichen wird. Eventuelle Manipulationen fallen so sofort auf. Das bekannteste Einsatzszenario einer Blockchain ist die Kryptowährung Bitcoin. Die Finanzwelt sieht aber weniger den Aspekt der Währung im Vordergrund, sondern erhofft sich zukunftsweisende und effiziente Methoden für Abwicklung von Transaktionsprozessen verschiedenster Art.

Ob die Technik tatsächlich effizienter als bisher eingesetzte Systeme ist, war aber nicht Gegenstand der "Blockbaster“ genannten Tests, wie aus dem Detail-Bericht hervorgeht. Dafür seien noch ausführlichere Kosten-Nutzen-Analysen nötig, hieß es. Mögliche Nachteile der Blockchain-Technik seien eine höhere Latenz sowie stärkere CPU-Last. Als Vorteile sieht man höhere Robustheit der Infrastruktur sowie leichtere Kontenabstimmung durch die geteilten Daten.

Konzeptionell unterscheidet sich so eine Börsen-Blockchain aber deutlich von einem auf maximale Offenheit und Dezentralität ausgelegten System wie dem Bitcoin. Die Teilnahme ist nur mit Erlaubnis von Autoritäten möglich, auch werden privilegierte Teilnehmer festgelegt, die Transaktionen prüfen und diese dann in neue Blöcke eintragen dürfen. Der Mining genannte, aufwendige Hash-Rätsel-Wettbewerb beim Bitcoin, der das Recht auf Blockerzeugung verteilt und nebenbei auch die Geldschöpfung regelt, ist in einem solchen System zum Beispiel gar nicht nötig. Eine derart geschlossene Architektur sei auch erforderlich, "um die regulativen Anforderungen im Finanzsektor zu erfüllen", sagte Bundesbank-Vorstand Balz. (Mit Material der dpa) / (axk)