Britisches Innenministerium frustriert von Apples NFC-Abschottung

EU-Bürger, die nach dem Brexit in Großbritannien bleiben wollen, können bald per App ihren Ausweis-Chip einlesen – das klappt allerdings nicht auf iPhones.

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iPhone

NFC steckt seit vielen Jahren im iPhone, die Funkschnittstelle hat Apple bislang aber nur begrenzt freigegeben.

(Bild: dpa, Andrea Warnecke)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Die britische Regierung will Apple dazu bringen, die NFC-Schnittstelle des iPhones zu öffnen. EU-Bürger, die nach dem Brexit in Großbritannien verweilen wollen, können ihren neuen dauerhaften Aufenthaltstitel ("settled status") künftig per App beantragen: Dafür muss der Nutzer drei Fragen beantworten, ein "Selfie" übermitteln sowie den Chip seines Ausweises mit Hilfe der Nahfunktechnik NFC einscannen, wie die BBC berichtet. Der letzte Schritt ist jedoch nur mit Android-Geräten möglich, nicht aber mit iPhones.

Auf Kritik von Parlamentsmitgliedern, dass somit nur rund die Hälfte der Zielgruppe die neue App überhaupt nutzen könne, wies die für Zuwanderung zuständige Innen-Staatssekräterin Caroline Nokes die Schuld Apple zu: Der Hersteller wolle "das Update, das wir zur Funktion der App benötigen, nicht veröffentlichen", betonte Nokes am Dienstag.

Das britische Innenministerium hat offenbar darauf gehofft, dass Apple die Schnittstelle bis zur kommenden Freigabe der App noch öffnet, dies ist bis hin zu iOS 12.1 jedoch nicht geschehen. Selbst ein Besuch des Innenministers Sajid Javid in der kalifornischen Firmenzentrale des Konzerns habe keine Änderung gebracht, schreibt die BBC, das Innenministerium stehe aber weiter auf "oberster Ebene" in Kontakt mit Apple. Der "settled status" wird sich auch ohne App beantragen lassen, ist dann aber offenbar deutlich aufwändiger und erfordert unter anderem das Einsenden von Ausweisdokumenten.

Das iPhone als Türöffner – aber nur an ausgewählten US-Unis.

(Bild: Apple)

Auch die niederländische Regierung habe Apple dazu angehalten, die NFC-Schnittstelle des iPhones zu öffnen, damit Bürger bestimmte digitale Dienste nutzen können, merkt die BBC an.

Auf Forderungen nach NFC-Freigabe aus der Bankbranche reagierte der Konzern bisher stets abweisend, die würde die Sicherheit des iPhones "grundlegend mindern".

Der seit 2014 in iPhones steckende NFC-Chip steht unter Apples strikter Kontrolle, über mehrere Jahre diente dieser rein für den Bezahldienst Apple Pay. Apps können die NFC-Schnittstelle seit vergangenem Jahr nutzen, um NFC-Tags auszulesen, allerdings nur, wenn dort das NFC Data Exchange Format (NDEF) zum Einsatz kommt – das scheint auf dem Chip der britische Ausweise nicht der Fall. Mit iOS 12 hat Apple NFC etwas weiter geöffnet, iPhone und Apple Watch können als digitaler Studentenausweis dienen, allerdings nur an bestimmten Universitäten. (lbe)