Studie: Gold-Gewinnung energieeffizienter als Kryptogeldmining

Forscher haben verglichen, wie viel Energie benötigt wird, um jeweils einen US-Dollar an Wert bei Kryptogeld und bei verschiedenen Edelmetallen zu gewinnen.

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Bitcoin

(Bild: dpa, Jens Kalaene)

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Um den Gegenwert eines US-Dollars zu erzeugen soll bei Kryptogeld mehr Energie nötig sein als bei Edelmetallen wie Gold. Das geht aus einer Studie zweier Forscher vom Oakridge Institute in Cincinnati (Ohio) hervor. Demnach würden beim Bitcoin 19 Megajoule (MJ) benötigt, bei Litecoin 15 MJ, bei Monero 11 MJ und bei Ethereum 9 MJ. Demgegenüber seien bei der Gewinnung von Seltenen Erden 9 MJ, bei Gold 5 MJ und bei Kupfer 4 MJ nötig. Immerhin seien die Kryptowährung aber nicht so energiehungrig wie Aluminium: Hier seien 122 MJ nötig.

Dabei haben die Forscher in ihrer Studie nur die reinen Prozesskosten betrachtet, nicht aber Energieaufwendungen für Infrastruktur drumherum – also etwa für die Herstellung von Mining-Hardware, Kühlung im Rechenzentrum beziehungsweise Herstellung von Bergbaugerätschaften und die Suche nach Vorkommen.

Grund für den Energieverbrauch beim Bitcoin und ähnlich gearteten Währungen ist das sogenannte Mining. Darüber wird das Recht verteilt, einen neuen Block mit Transaktionen für die Blockchain zu schaffen. Ein zu berechnendes Hashwertpuzzle setzt zunächst eine Hürde, dass nicht jeder der Netzwerkteilnehmer wie wild neue Blöcke generiert. Zugleich schafft es aber auch einen Anreiz, Rechnerleistung dafür zu verausgaben: Der erfolgreiche Blockerzeuger kann sich neue Einheiten der Währung gutschreiben.

Beim Bitcoin zum Beispiel ist die Schwierigkeit des Hashwert-Puzzles so dynamisiert, dass sie sich rund alle zwei Wochen an die versammelte Rechenleistung anpasst. Seit langem steigen Hashingleistung des Bitcoin-Netzwerks ebenso wie die Difficulty rasant an. In diesem Jahr gab es bislang nur zwei Phasen, in denen ein kurzfristiges Absinken der Schwierigkeit zu bemerken war. Zwar wird auch die meist auf ASICs basierende Hardware für das Mining immer effizienter, aber das Wettrüsten um die digitalen Münzen hält nach wie vor an und treibt den Stromhunger der Kryptogeldnetzwerke hoch. Währungen wie Monero nutzen einen anderen Hashing-Algorithmus, hier dominiert noch Mining mit Grafikkarten.

Den Autoren der im Fachblatt Nature veröffentlichten Studie geht es eigener Aussage nach darum, eine Debatte darüber anzuregen, ob der Energieverbrauch der dezentralen Kryptogeldnetzwerke nachhaltig und angemessen ist, gemessen an dem Wert, der dadurch geschaffen wird. Die Metalle wurden als Beispiele für etwas gewählt, das sich mit vergleichbarem Energieverbrauch schaffen lässt. Ebenfalls sehen die Forscher eine ähnliche Verwendung wie beim Gold, da viele Nutzer Kryptowährungen in der Hoffnung kaufen und halten, damit eine inflationssichere Geldanlage zu haben. Als Grundlage für die Analyse wurden Medianwerte aus Kursen der Kryptowährungen zwischen dem 1. Januar 2016 und dem 30. Juni 2018 genommen. Die Metallpreise stammen von 2016 und 2017, Daten zu Gewinnungskosten der Metalle kommen von Unternehmen der Branche.

Den CO2-Ausstoß für das Mining der vier herangezogenen Kryptowährungen schätzen die Forscher in Untersuchungszeitraum von 2016 bis Mitte 2018 auf 3 Millionen bis 15 Millionen Tonnen ein. Der Großteil davon sei auf den Bitcoin entfallen. Letztlich hänge es natürlich sehr davon, ob der Strom für die Miner von chinesischen Kohlekraftwerken oder norwegischer Wasserkraft stammt. Die genaue geografische Verteilung der Mining-Rechenzentren lässt sich bestenfalls schätzen. Auch bei der Leistungsaufnahme sei der Bitcoin an der Spitze – basierend auf Daten des ersten Halbjahrs 2018 gehen die Autoren von 3,441 Gigawatt aus. Dabei scheint der Stromhunger aktuell kein Problem zu sein, das die Entwickler des Bitcoins in Angriff nehmen wollen.

Andere versuchen das durchaus: Ethereum, nach Marktkapitalisierung die zweitgrößte Kryptogeldplattform, will sich langfristig vom energiehungrigen Proof-of-Work verabschieden. Eine Casper genannte Protokollerweiterung, die wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres kommt, soll den Boden für Proof-of-Stake bereiten. Bei diesem Verfahren soll der Einsatz von Kryptokapital den von Hardware und Strom ersetzen.

Ebenfalls lobend äußern sich die Autoren der Studie über Monero: Nach Update der Software mittels Hard Fork im April sei der Energieverbrauch des Netzwerks deutlich gesunken. Entsprechend wollen die beiden Autoren der Studie auch keine Zukunftsprognosen geben, da die technische Entwicklung der Kryptowährungen in verschiedenste Richtungen gehen könnte. (axk)