Samsung setzt voll auf Digitalassistenten Bixby und bringt ihm Deutsch bei

Bixby-Festspiele auf Samsungs Entwicklerkonferenz: Der Konzern will bis 2020 sage und schreibe 22 Milliarden US-Dollar in KI investieren. Kann das klappen?

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KI statt Hardware: Samsung setzt voll auf Bixby (und bringt ihm Deutsch bei)

(Bild: c't / jkj)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
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Tippt man "wie bix" ins Google-Suchfeld ein, lauten die ersten beiden Vorschläge "wie bixby deaktivieren s9" und "wie bixby deaktivieren": Dass Samsungs digitaler Assistent bislang kein Erfolg war, ist kein großes Geheimnis. Doch das koreanische Unternehmen lässt sich davon nicht ins Bockshorn jagen, im Gegenteil: Auf Samsungs Entwicklerkonferenz SDC, die Donnerstagabend (Ortszeit) in San Francisco zuende ging, war Bixby allgegenwärtig.

Kein Zweifel: Die Koreaner wollen den Assistenten-Zukunftsmarkt auf keinen Fall Google, Amazon und Apple überlassen. Handfeste 22 Milliarden US-Dollar sollen bis 2020 in die hauseigenen KI-Produkte investiert werden, diktierte Samsung den Journalisten in den Block.

Zwar hat das Unternehmen bislang vor allem mit anfassbaren Dingen Geld verdient, aber ob das in Zukunft immer noch so gut funktionieren wird, ist unklar. Die Konsumenten-Lust an Smartphones nimmt ab, außerdem werden die Produkte chinesischer Unternehmen wie Huawei, Xiaomi oder Oppo auch im Westen immer beliebter. Laut Samsung-Manager Thomas Ko sei man ohnehin längst keine Hardware-Firma mehr, sondern ein Software- und Dienstleistungs-Unternehmen.

Bixby und seine künstliche Intelligenz sollen dafür sorgen, dass es Samsung auch in Zukunft gut geht, und dafür wird ordentlich investiert: In sieben sogenannten AI-Centern auf der ganzen Welt schraubt man an dem digitalen Assistenten, alleine in Deutschland arbeiten laut Samsung rund 100 Entwickler an der Bixby-Lokalisierung. Bislang kann der Assistent mit dem ulkigen Namen noch kein Deutsch. Ab Dezember soll es aber so weit sein. Dennoch würde Bixby hierzulande von einer sechsstelligen Zahl an Benutzern regelmäßig benutzt, auf Englisch, hieß es. Vier Millionen Geräte, Smartphones und Fernseher, würden in Deutschland bereits Bixby beherrschen.

Die Köpfe hinter Bixby sind in der Digital-Assistenten-Branche keine Unbekannten: Sie haben nämlich Siri von Apple entwickelt. Danach gründeten Dag Kittlaus und Adam Cheyer das Unternehmen Viv, das Ende 2016 von Samsung gekauft wurde.

Im Bixby Developer Studio können Entwickler Einfluss darauf nehmen, welche Sätze des Benutzers wie verstanden werden.

Mit eigenständigen Funktionen soll nun der Vorsprung von Alexa, Siri und Co eingeholt werden. Unabhängige Entwickler können künftig sogenannte "Capsules" bauen und damit über Bixby auf ihre eigenen Dienstleistungen zugreifen. Für die Entwicklung stellt Samsung das umfangreiche Bixby Developer Studio zur Verfügung, mit dem Entwickler Zugriff auf das Natural-Language-Modul haben. Anders als bei anderen Systemen, die nur mit festen Phrasen funktionieren, sollen Nutzer natürliche Sprache verwenden können. Die Entwickler geben zwei, drei Phrasen vor ("Buch mir ein Zimmer in Hannover", "Reserviere ein Hotel in Hannover" und so weiter). Per Machine Learning soll das System dann in der Lage sein, auch anders formulierte Befehle zu verstehen und diese miteinander zu verknüpfen ("Wie ist das Wetter in Hannover? Buch mir bitte ein Zimmer dort.")

Samsung zeigte in San Francisco sehr komplexe Bixby-Anwendungen von externen Anbietern wie beispielsweise von Fintel Labs: Hier können Nutzer den Sprachassistenten nach ihrer finanziellen Situation befragen, beispielsweise wie viel Geld sie in diesem Monat bereits für Kneipenbesuche ausgegeben haben – nichts für datensparsame Menschen.

Datenschutz hin oder her: Die Nutzerzahlen von digitalen Assistenten wachsen rasant; und das Wachstum dürfte sich auch noch beschleunigen, je intelligenter die Software wird. Dass Samsung an diesem Zukunftsmarkt mitverdienen will, ist verständlich. Die große Frage bleibt: Schaffen es die Koreaner, dass Bixby zu einem Kaufgrund wird statt zu einem Ärgernis? Wir werden die Google-Suchvorschläge im Auge behalten.

Disclaimer: c't-Redakteur Jan-Keno Janssen wurde von Samsung zur SDC nach San Francisco eingeladen. (jkj)