Wildlife-Fotografie: Getarnt fotografieren

Versteckspiel: In die Nähe scheuer Tiere gelangt man nur durch eine gute Tarnung. Wir stellen Möglichkeiten vor, wie Sie sich für die Tiere unsichtbar machen.

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Lesezeit: 23 Min.
Von
  • Thomas Gade
Inhaltsverzeichnis

Haustiere oder Teichvögel in den städtischen Parks sind an Menschen gewöhnt und lassen sich problemlos aus kurzer Distanz fotografieren. Anders verhält es sich in freier Natur. Zum eigenen Schutz halten Tiere instinktiv Mindestabstände zu potenziellen Feinden ein. Die sogenannte Fluchtdistanz ist der Abstand, bei dem ein Tier flieht, wenn man sich ihm nähert. Große Fluchtdistanzen erschweren die Wildlife-Fotografie.

Theoretisch ist die Überwindung einer größeren Fluchtdistanz durch eine lange Brennweite möglich, das wird aber in der Praxis durch mehrere Faktoren begrenzt. Einerseits reduziert sich die Bildqualität mit zunehmender Entfernung durch das Flimmern der Luft, Dunst und Schwebeteilchen erheblich. Andererseits versperren bei längeren Distanzen oft Hindernisse, wie Vegetation oder die landschaftliche Beschaffenheit den Blick auf die Motive. Dazu sind gute Teleobjektive mit langen Brennweiten unhandlich und teuer, umso mehr, je größer der Aufnahmesensor ist. Für den Vollformatsensor landen Brennweiten von mehr als 400 Millimetern schnell in Regionen jenseits der 10.000 Euro.

Die Fluchtdistanz des scheuen Kranichs beträgt 300 Meter. Nahaufnahmen gelingen nur aus der Deckung.

(Bild: Dr. Günter Nowald – www.nabu-kranichzentrum.de)

Angenommen es gäbe ideale Sichtbedingungen, dann übersteigen große Distanzen zwischen Kamera und relativ kleinen Motiven meistens die Möglichkeiten der Fototechnik. Das gilt insbesondere für APS-C- und Vollformat-Sensoren, während kleinere Aufnahmeformate durch den Crop-Faktor mit weniger Brennweite auskommen. Betrachten wir dies am Beispiel eines Kranichs, der als Zugvogel alljährlich zahlreiche Vogelbeobachter mobilisiert. Ausgewachsene Kraniche sind bis zu 1,40 m groß und haben eine Flügelspannweite von rund 2,45 m. Mit etwas Luft drum herum soll ein Kranich in einem Rahmen von 2,40 m × 3,60 m im Querformat aufgenommen werden. Das entspricht beim Aufnahmeformat von 24 mm × 36 mm (Kleinbild / Vollformatsensor) einem Abbildungsmaßstab von 1:100.