Battlefield V angespielt: Wider Erwarten ein würdiger Nachfolger

Das mit Skepsis erwartete Battlefield V trifft in den meisten Punkten ins Schwarze. EA entschärft auch den Zahlungszwang.

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Battlefield V angespielt: Wider Erwarten ein würdiger Nachfolger

(Bild: EA)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stephan Greitemeier

Als der Trailer für Battlefield V erschien, ging ein Aufschrei der Empörung durch die Netzgemeinde. Das lag in erster Linie daran, dass darin zentral eine Kommando-Soldatin vorkam - mit einem künstlichen Arm. Weltweit sorgte sich die Fangemeinde lautstark darum, dass die Kriegsspielreihe von Kämpfern für soziale Gerechtigkeit unterwandert wurde, die Realismus und Spielspaß ihrer Agenda opfern würden. Das fertige Spiel sollte selbst die aufgebrachtesten Gemüter beruhigen. Ja, Battlefield V ist progressiv - im besten Sinne.

Vor allem in den vier Einzelspieler-Kampagnen zeigt sich der Wunsch der Macher, einen neuen Blick auf den Zweiten Weltkrieg zu werfen. Und zwar aus der Sicht von Widerstandskämpfern, Kolonialsoldaten - und erstmals auch der Deutschen. Die erste Kampagne ist die traditionellste. "Unter keiner Flagge" zeigt einen jungen britischen Kriminellen, der aus dem Knast heraus in die Special Boat Section rekrutiert wird - den Vorläufer des SAS. "Nordlys" folgt zwei dynamischen Damen in Norwegen, die als Partisanen-Duo gegen einen erstaunlich menschlichen Nazi-Kommandanten kämpfen.

"Tirailleur" ist die Kampagne mit dem stärksten politischen Fokus. Sie erzählt von zwei afrikanischen Rekruten in der französischen Armee, die trotz der Verachtung ihrer Vorgesetzten zu Helden werden. Doch selbst diese Story wirkt dank ihrer sympathischen Helden nicht belehrend, sondern mitreißend. Und schließlich kann man in "Der letzte Tiger" sogar auf Seiten der Wehrmacht in die Schlacht ziehen. Ein Novum in einem Genre, das die Soldaten der Achsenmächte meist als gefühllose Monster zeichnet. Die jeweils in drei Teilen erzählten Kampagnen reichen von Nordafrika über Mitteleuropa bis nach Norwegen und zeichnen sich vor allem durch grafische Pracht aus. Gerade die norwegische Kampagne mit ihren laufenden Schneestürmen kann sich sehen lassen.

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Die grafische Opulenz findet sich auch in den Online-Matches wieder. Detailschärfe und Effekte des Vorgängers wurden noch einmal deutlich verbessert. Gerade die alpine Prachtkulisse ist ein Augenschmaus. Acht Karten und sechs Spielmodi standen Gewehr bei Fuß. Wie im Vorläufer stehen sich in den großen Spielen 64 Mann auf abwechslungsreichen und verwinkelten Karten gegenüber, die allerdings deutlich schwerer zu kontrollieren sind. Gefühlt scheint es weniger Panzer und Flugzeuge zu geben, die zur Spritztour einladen. Pferde sind gar nicht mehr zu finden. Leider aber auch keine Motorräder mehr, die es definitiv im Zweiten Weltkrieg als Kradmelder gab. Und da die meisten Jagdflieder Einsitzer sind, fällt selbst das Lufttaxi mit Fallschirmsprung flach. So muss man mehr Wege zu Fuß absolvieren, was auf die Dauer nerven kann.

Auch an den Klassen haben die Macher geschraubt. So kann mittlerweile jeder Soldat verletzte Kameraden heilen - was die Sanitäter-Klasse zur reinen Infanterie degradiert. Immerhin kann man noch Health-Packs und Sani-Kisten ausrüsten, die umstehende Kameraden heilen. Die Sterbe-Animationen sind ebenfalls neu. Ist man tödlich getroffen, kann man das Dahinscheiden per Maustaste beschleunigen - oder verzögern, indem man um Hilfe ruft. Diese unvermeidlichen Sequenzen gehen allerdings nach ein paar Mal gehörig auf den Zeiger, zumal sie schnellen Respawn verzögern.

Man vermisst außerdem die Spezialkisten, die im Vorläufer Panzerabwehr, Flammenwerfer oder schwere Maschinengewehre bargen. Dafür lassen sich Barrikaden errichten, um Feinde und Fahrzeuge zu stoppen.

Battlefield 5 (5 Bilder)

Battlefield V glänzt mit noch mehr Detailtiefe als sein Vorgänger. Schmutz, Sand, Schnee, Blut... die blitzenden Waffen zeigen schnell die Spuren der Schlacht.  
(Bild: heise online)

Positiv fällt auch eine Neuerung in der Ausstattung der Soldaten auf: Ausrüstung muss nicht mehr per Ingame-Währung gekauft werden, sondern wird durch einfachen Levelaufstieg freigeschaltet. Man tauscht nur die Hauptwaffe gegen eine vergleichbare. Auch gibt es kaum mehr Einschränkungen nach Klasse: Praktisch jeder Soldat kann jede Waffe ausrüsten. Man kann sogar bei den Fahrzeugen den bevorzugen Typ auswählen. Kampf- oder Flugabwehrpanzer, Jäger oder Bomber. Im Gegensatz zu den Waffen sind diese allerdings gekoppelt an die eigene Fraktion. Alliierte erhalten die Spitfire, Achsenmächte die Stuka. Für kosmetische Änderungen wie Uniform, Helme und Waffenzier muss man immer noch per Ingame-Währung zahlen.

Battlefield V ist damit ein würdiger Nachfolger des zurecht gepriesenen Battlefield 1. Es glänzt mit vier originellen Kampagnen und einem spaßigen Multiplayer-Modus. Positiv ist vor allem das Ende des Zahlungszwangs beim Waffenkauf.

"Battlefield V (ab 13 €)" erscheint am 20. November für PC, PS4 und Xbox. Für unser Angespielt haben wir die PC-Version mehrere Stunden getestet. (dahe)